sektorale Entwicklungsstrategie, bei der - ebenso wie bei der alternativen Strategie des unbalanced growth - die Überwindung des Kapitalmangels der Entwicklungsländer im Vordergrund steht. (1) Die Vertreter einer Balanced-growth-Strategie sehen die Ursache dieses Kapitalmangels in der unzureichenden Inwestitionsbereitschaft der Unternehmer, die sie wiederum auf deren geringe Absatzerwartungen zurückführen. Diese Marktenge kann dadurch beseitigt werden, dass alle Wirtschaftszweige in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander expandieren. Dies kann z.B. durch eine staatliche Investitionsbeeinflussung erreicht werden. Neben der Gleichzeitigkeit der Investitionsaktivitäten aller Branchen erfordert ein balanced growth ein möglichst hohes Gesamtinvestitionsvolumen. Dieser - notwendige - kräftige Investitionsanstoss wird als "big push" bezeichnet.
(2) Nach Auffassung der Verfechter einer Un- balanced-growth-Strategie wird die unzureichende Kapitalbildung durch eine mangelnde Investitionsfähigkeit verursacht. Die einzelnen Subsektoren sind nun so zu fördern, dass jeweils Marktungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage entstehen. Solche Ungleichgewichtssituationen zwingen dann die Unternehmer, Entscheidungen zur Beseitigung dieser Ungleichgewichte zu treffen und damit in einem "Learning-by-doing"-Prozess die fehlende Investitionsfähigkeit zu erwerben. Der Unbalanced growth-Mechanismus kann z.B. durch Knappheiten/Überschüsse des staatlichen Infrastrukturkapitals in Gang gesetzt werden.
Literatur: Hoffmann, L., Entwicklungstheorien des ausgewogenen und unausgewogenen Wachstums: Eine Gegenüberstellung, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Bd. 121 (1965).
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