Mit dem Balassa-Samuelson-Effekt können Inflationsdifferenzen in einem Währungsraums erklärt werden. Er wird vor allem bei unterschiedlichen Preissteigerungsraten im Euroraum herangezogen. Länder, die sich noch in einem Aufholprozess befinden, weisen im industriellen Sektor häufig überdurchschnittliche Produktivitätsentwicklungen auf. Bei offenen Märkten werden die Preise für handelbare Industriegüter am Weltmarkt bestimmt, womit sich bei steigender Produktivität Spielräume für Lohnerhöhungen ergeben. Die Lohnsteigerungen bleiben aber nicht auf den industriellen Bereich beschränkt. Bei entsprechender Mobilität des Faktors Arbeit oder einer Lohnführerschaft der Industrie wird es auch in Bereichen mit niedrigen Produktivitätsgewinnen, etwa im Dienstleistungssektor, zu Lohnerhöhungen kommen. Da Dienstleistungen international weniger gehandelt werden als Industriegüter, können die Anbieter die Lohnsteigerungen zumindest teilweise über Preisanpassungen an die Endverbraucher weitergeben. Daraus resultiert eine insgesamt höhere Inflationsrate — auch im Verhältnis zu den höher entwickelten Volkswirtschaften des einheitlichen Währungsraums. Neben dem Balassa-Samuelson-Effekt kommen als weitere Ursachen für divergierende Preisentwicklungen innerhalb eines Währungsgebietes
• gegenläufige Konjunkturphasen,
• spezifische Ausrichtungen in der nationalen Wirtschaftspolitik einzelner Staaten und
• unterschiedliche Gewichtungen einzelner Komponenten der Währungskörbe zur Berechnung der nationalen Inflationsraten in Betracht.
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