Nach Hasenack ist die dominierende Aufgabe der Bilanz die leistungsäquivalente Kapitalerhaltung der Unternehmung. Er geht von den organischen Bilanzauffassungen, d. h. insbesondere von F. Schmidt und Sommerfeld aus. Das Postulat leistungsäquivalenter Kapitalerhaltung soll nach H. eine Gestaltung der Bilanz der Art bewirken, daß die Entwicklung der Unternehmung nicht nur der technischen Entwicklung der Gesamtwirtschaft entspricht, sondern insbesondere auch die, durch die Wandlungen der Umwelt bedingten, Datenänderungen berücksichtigt werden. Entsprechend dem technischen Fortschritt soll eine stetige Verjüngung des Betriebs erreicht werden. Diese soll vor allem im Zusammenhang mit der » Reinvestition liquider Mittel erfolgen, die der Unternehmung im Umsatzprozeß zufließen (Finanzierung durch Abschreibungen). Praktisch bedeutet dies über die üblichen Ersatzinvestitionen hinaus die Beschaffung von Anlagen neuer Technik. Um dieses Ziel zu erreichen, fordert Hasenack den Ansatz der Aufwendungen zum Tagesbeschaffungspreis, und zwar entweder in der laufenden Buchhaltung oder im Rahmen einer besonderen Rechnung außerhalb der letzteren. Für den Fall der Umbewertung des Aufwands im Rahmen der Buchhal tung ( und damit des Jahresabschlus ses) sollen die entsprechenden Wert differenzen von einem LeistungssicherungsAusgleichskonto erfaßt werden; es stellt, ähnlich wie das Wertänderungskonto der organi schen Bilanzauffassung von Schmidt, ein Vorkonto des Kapitalkontos dar. Bei Erfassung der Bewertungsdiffe renzen im Rahmen einer Sonderrech nung außerhalb der Buchhaltung wird selbstverständlich der auf dem Normalprinzip beruhende Jahresab schluß durch die Umbewertung nicht verändert. Bilanzauffassung von Nicklisch Nicklisch steht in seiner Interpretation der Bilanz einer statischen Bilanzauffassung nahe. Ihm ist dabei in erster Linie darum zu tun, die Auf180 Bilanzbuch Wendungen und Erträge in der Gewinn und Verlustrechnung nach Möglichkeit sehr detailliert auszuweisen; er kommt auf diesem Wege zur Auffassung der Gewinn und Verlustrechnung als einer Periodenwert oder Periodenbestandsbilanz. Aufwand ist danach derjenige Bestand, der in der Abrechnungsperiode im Betriebsprozeß eingesetzt wurde; umgekehrt stellt der Ertrag das Ergebnis dieses Betriebsprozesses der Periode dar. Auf diese Weise will Nicklisch den Wertefluß im Betrieb deutlicher erkennbar werden lassen. Im übrigen ist bei ihm die Bilanz eine Gegenüberstellung von Vermögens und Kapitalbeständen. Die Bedeutung der Bilanz liegt nicht so sehr in ihrer Klarheit, als vielmehr in der Wahrheit des Ausweises von Vermögens und Kapitalbestand. Die wesentlichen Aufgaben der Bilanz sind die Herausarbeitung des richtigen Einsatzes bzw. Abgangs der Bestände in der Abrechnungsperiode und darüber hinaus, insbesondere in bezug auf die Passiva, die Kontrolle des investierten Kapitals.
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