Zur Bekämpfung der im Zuge der Wirtschaftskrise wachsenden
Haushaltsdefizite und zur Senkung des inländischen Preisniveaus, um so den
Export zu beleben, erließ die Regierung Brüning ab Dezember 1930 eine Reihe von Notverordnungen,
die Steuererhöhungen bei Verbrauchsteuern, Einführung von Krisensteuern, eine Reichsfluchtsteuer
(zur Verhinderung von Kapitalflucht) und Kürzungen von Staatsausgaben (z.B.
Beamtengehälter, Baustopp u.a.) mit sich brachten. Der Preissenkung dienen Miet-
und Lohnsenkungen, die Herabsetzung der kartellmäßig gebundenen Preise und die
Einsetzung eines Preiskommissars.
Diese Deflationspolitik erreichte zwar eine Verbesserung der
Zahlungsbilanzsituation (1931: Aktivsaldo von 2,8 Mrd. RM), verschärfte aber
die Krise im Inland. Ihre prozyklische Wirkung trieb die Wirtschaft entsprechend
schneller der Talsohle zu, die 1932 erreicht wurde. Politische Folgen waren
wachsende Radikalisierung und Bestrebungen nach einem totalen Umbau des
Staates, wie sie nach dem 30. 1.1933 zum Tragen kamen.
Vorhergehender Fachbegriff: Brücke-Osteuropa | Nächster Fachbegriff: Brüsseler Nomenklatur
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|