Formelflexibilität
(= Formelflexibilität; Indikatorenstabilität) Konzept eines Regelmechanismus insbes. zur Konjunkturstabilisierung, der bei Überschreiten festgelegter Signalwerte (Konjunkturindikatoren) bestimmte antizyklische wirtschaftspolitische Maßnahmen auslöst. Der Zusammenhang zwischen Indikatorveränderung und Maßnahme ist durch eine Formel im voraus festgelegt. Formelflexibilität versucht, die erheblichen Wirkungsverzögerungen (lags) diskretionärer Wirtschaftspolitik zu vermeiden. Anders als bei automatischen Stabilisatoren (built-in flexibility) wird jedoch nicht auf Eigenstabilisierung (z.B. der - Staatsausgaben und Staatseinnahmen) vertraut; vielmehr wird die Regierung von vornherein verpflichtet, bei bestimmten Veränderungen etwa von Produktions- oder Beschäftigungsindizes Anderungen der Einnahmen oder Ausgaben des - Budgets vorzunehmen (z.B. durch Variation des Tarifs der - Einkommensteuer). Politische Probleme ergeben sich aus der Einengung des Handlungsspielraums der Träger der Wirtschaftspolitik. Darüber hinaus müßten für Abweichungen der wirtschaftspolitischen Instanzen vom vorgeschriebenen Verhalten Sanktionen institutionalisiert werden. Ökonomische Probleme erwachsen v.a. daraus, dass Indikator (Signalauslöser) und Instrument in einem eindeutigen Zusammenhang stehen müssen: Ein Regelmechanismus der Art etwa, dass pro Prozentpunkt Inflation nach Überschreiten der Drei-Prozent-Marke die Staatsausgaben um einen Prozentpunkt eingeschränkt werden müssen, wäre vermutlich bei Nachfrageinflation hilfreich, nicht jedoch bei importierter Inflation; ursachenabhängige Signale (Bezugnahme auf Nachfrageinflation) erzwingen jedoch Analysen und Entscheidungen und verlieren dadurch meist den Vorteil des Zeitgewinns. Literatur: Tichy, G. (1991). Lebrecht, R.G. (1965). Musgrave, R.A. (1959)
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