Gesetz der Massenproduktion heißt die von dem deutschen Nationalökonomen Bücher (1847 - 1930) formulierte Beobachtung, wonach
? mit zunehmender Ausbringung die Stückkosten sinken (Fixkostendegression),
? kapitalintensivere Produktionsverfahren bei Herstellung größerer Mengen vorteilhafter werden,
? der technische Fortschritt zu immer kapitalintensiveren Produktionsverfahren führt.
Das Gesetz der Massenproduktion besagt, daß das technisch vollkommenere Produktionsverfahren das technisch unvollkommenere Produktionsverfahren ab einer bestimmten Menge, der kritischen Ausbringungsmenge, ersetzt. Die kritische Menge ergibt sich aus dem Vergleich der Kostenfunktionen zweier oder mehrerer Produktionsverfahren. Die Abhängigkeit der Kostengünstigkeit eines Produktionsverfahrens von der Ausbringungsmenge wurde im Jahr 1910 durch Karl Bücher als "Gesetz der Massenproduktion" beschrieben, nachdem es bereits 1879 durch Emil Sax als "Gesetz der Massennutzung" für den Verkehr formuliert worden war. Die Wirkung dieses Gesetzes der Massenproduktion beruht auf zwei Arten der Kostendegression, auf der Beschäftigungsdegression und auf der Verfahrensdegression.
1. Die Verfahrensdegression
Die Verfahrensdegression wird durch den Übergang auf das jeweils kostengünstigste Produktionsverfahren ausgelöst. Die Produktionsverfahren sind durch unterschiedliche fixe und. variable Kosten gekennzeichnet. Beim Übergang auf ein vollkommeneres Produktionsverfahren werden nach Bücher die variablen Kosten durch fixe Kosten ersetzt. Dieses Phänomen der Substitution von variablen durch fixe Kosten ist auch bei der Substitution unterschiedlicher Fertigungsverfahren, beispielsweise bei der Substitution der Werkstattfertigung durch die Fließfertigung, zu beobachten.
2. Die Beschäftigungsdegression
Die Beschäftigungsdegression basiert auf der zunehmenden Beschäftigung bei ein und demselben Produktionsverfahren. Die fixen Kosten verteilen sich dabei auf immer mehr Produktionseinheiten. Dabei sinken die fixen Kosten pro Stück degressiv. Deshalb wird auch von einer Fixkostendegression gesprochen. Die variablen Stückkosten sind aber bei dem technisch unvollkommeneren Produktionsverfahren entsprechend hoch. Es ist also wirtschaftlich, bei größeren Produktionsmengen auf ein besseres Produktionsverfahren überzugehen. Aus dieser Funktionsgleichung der kritischen Menge wird die Gegenläufigkeit der fixen und variablen Kosten beim Übergang von einem unvollkommenen zu einem vollkommenen Produktionsverfahren sichtbar: Während die fixen Kosten steigen, sinken die variablen Kosten. Das Gesetz der Massenproduktion ist dabei eng mit dem technischen Fortschritt verbunden. Der technische Fortschritt besteht im allgemeinen darin, daß das Verhältnis von Ausbringung und Einsatz durch die Anwendung neuer Produktionsverfahren verbessert wird. Der technische Fortschritt zeigt sich einerseits in sinkenden variablen Stückkosten, während andererseits die fixen Gesamtkosten ansteigen. Gleichzeitig ist eine wachsende Betriebsgröße festzustellen: Die Kapazität vergrößert sich in der Regel sprunghaft. Da das Gesetz der Massenproduktion zu steigenden fixen Kosten führt, bezeichnet Konrad Mellerowicz deshalb dieses Phänomen auch als "Gesetz der Steigerung der fixen Kosten". Molsberger spricht hierbei auch von einem "Zwang zur Größe".
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