[s.a. Internationales Management; Internationales Marketing; Internationalisierung]
Die Internationale Betriebswirtschaftslehre unterscheidet sich von der »nationalen« Betriebswirtschaftslehre dadurch, dass sie Probleme zum Gegenstand hat, die sich ausschließlich durch die integrative Umweltberücksichtigung bei grenzüberschreitender Unternehmenstätigkeit ergeben (vgl. Macharzina, 1989b, Sp. 911). Diese Spezifikation beschreibt den Kern der Internationalen Betriebswirtschaftslehre über den Objektbereich.
Indessen werden die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit der Bezeichnung und der Existenz einer Internationalen Betriebswirtschaftslehre kontrovers diskutiert (vgl. Perlitz, 2000, S. 21ff.). Ein weitgehender Konsens herrscht darüber, »dass nicht die formale Handhabung der Problemlösungen, sondern die inhaltliche Ausgestaltung der Problemlösungskonzepte die Nationall von einer Internationalen Betriebswirt Schaftslehre unterscheidet« (Macharzina, 1989b, Sp. 911). Zur Berücksichtigung der zunehmenden Bedeutung internationale! Fragestellungen in der Betriebswirtschaftslehre werden zwei grundsätzliche Vorschläge gemacht (vgl. Macharzina, 1989b, Sp. 912ff.; Perlitz, 2000, S. 23t):
1. Die Fachvertreter der traditionellen Funktionsbereichslehren (z.B. Beschaffung, Produktion, Absatz usw.) betrachten explizit die internationale Dimension im Sinne einer Ergänzung der bisherigen wissenschaftlichen Lehre.
2. Die Etablierung des Fachgebiets Internationale Betriebswirtschaftslehre als funktionsbezogene, eigenständige Teildisziplin, deren Status dem der Versicherungsbetriebslehre, der Bankbe-iriebslehre oder der Handelsbetriebslehre gleichzustellen wäre.
Gegen diese Institutionalisierung einer eigenständigen Internationalen Betriebswirtschaftslehre werden die Breite des relevanten Wissens- und Fähigkeitsreservoirs sowie die damit verbundene Überlastung eines einzigen Fachvertreters angeführt. Vorteilhaft erscheint die institutionale Verfestigung der Internationalen Betriebswirtschaftslehre aus wissenschaftsökonomischen Gründen. Solange die Internationale Betriebswirtschaftslehre kein abgegrenztes akademisches Fachgebiet ist, sind die Fachvertreter gezwungen, sich nur am Rande mit ihr zu beschäftigen. Dieses reduziert nicht die Kluft zwischen der Forschung und der Unternehmenspraxis. »Gegenwärtig sieht es so aus, dass von einer Verdrängung der ABWL durch die IntBWL nicht die Rede sein kann. Auch in absehbarer Zeit wird die ABWL die theo« retischen Grundlagen liefern, während die IntBWL deren Anwendung auf neue Fragestellungen erzwingt« (Schoppc, 1998, S. 1).
Als der zentrale Nachteil dieser Lösung wird angeführt, dass die Aufstockung der traditionellen Funktionsbereichslehre durch eine internationale Dimension nicht der im Internationalen Management notwendigen funktionsübergreifenden Betrachtungsweise Rechnung trägt und zudem der Verödung der Grenzgebiete zwischen den Funktions-bereichslehren Vorschub leisten würde.
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