wird in der makroökonomischen Modellanalyse durch die Investitionsfunktion abgebildet. Entsprechend dem definitorischen Zusammenhang, nach dem die gewünschte Nettoinvestition gleich der gewünschten Veränderung des Sachkapitalbestandes ist, sind die Bestimmungsfaktoren der Nettoinvestition aus den Bestimmungsfaktoren des optimalen Sachkapitalbestandes abzuleiten. (1) Bei der neoklassischen Investitionsfunktion wird der optimale Kapitalbestand über eine Maximierung des Firmenwertes ermittelt. Der (gewünschte) Sachkapitalbestand für jede einzelne Periode in der Zukunft wird so gewählt, dass bei den erwarteten Produkt- und Faktorpreisen sowie den Abschreibungen und dem für die Zukunft erwarteten technischen Fortschritt der Gegenwartswert aller erwarteten Nettoerträge maximiert wird. Als Diskontierungsfaktor dient dabei ein die Opportunitätskosten angebender Vergleichszinssatz ("Kalkulationszinssatz", z.B. Wertpapierzins- satz, erhöht um einen Risikozuschlag). Die Differenz zwischen gewünschtem und realisiertem Sachkapitalbestand gibt die Investitionsgüternachfrage an, die bei Existenz von Anpassungskosten u. U. auf mehrere Perioden verteilt wird. Ist diese Nettoinvestition realisiert, so wird bei gegebenem Stand der genannten Einflussfaktoren keine weitere Nettoinvestition durchgeführt. Änderungen dieser Grössen in der Zeit führen zu erneuten Nettoinvestitionen, die entweder bereits geplant sind (wenn die Änderungen erwartet wurden) oder über die bei Erwartungsrevisionen in einer erneuten Planung entschieden wird. (2) Bei der Ableitung der keynesianischen Investitionsfunktion wird durch Gegenüberstellung der abdiskontierten erwarteten zukünftigen Nettoerträge und der Anschaffungskosten die erwartete interne Verzinsung aller realisierten und potentiellen Sachkapitalin- vestitionen ermittelt. Durch Reihung nach der Höhe des internen Zinssatzes erhält man eine sog. MEC-(Marginal Efficiency of Capital) Funktion, die die Ertragsrate der jeweils letzten Sachkapitaleinheit angibt und die aufgrund der vorgenommenen Reihung eine negative Steigung aufweist. Bei homogenem Sachkapital ist die Steigung der MEC-Funk- tion negativ, weil mit steigender Anzahl von Sachkapitaleinheiten bei unterstellter neoklassischer Produktionsfunktion der Grenzertrag abnimmt. Durch Achsentransformation (Verschiebung der Ordinate in den Punkt des realisierten Sachkapitalbestandes) erhält man die MEI-(Marginal Efficiency of Investment) Funktion, die den (erwarteten) Grenzertrag von neu zu produzierendem Sachkapital, also der Nettoinvestition, angibt. Der optimale Sachkapitalbestand bzw. die optimale Nettoinvestition ergibt sich in dem Punkt, in dem die MEC bzw. die MEI gerade gleich einem die Opportunitätskosten angebenden Vergleichszinssatz ist. Die MEI-Funktion verschiebt sich ceteris paribus mit jeder realisierten Investition nach links, ist also nicht stabil in der Zeit. Beide Ansätze führen unter der vereinfachenden Annahme einer unendlichen Lebensdauer des Sachkapitals zu dem Ergebnis, dass die Investitionsgüternachfrage bestimmt wird vom Realzinssatz, vom Sachkapitalbestand in der Ausgangssituation, vom Risiko, mit dem die erwarteten zukünftigen Nettoerträge behaftet sind, und von der Relation zwischen erwarteten Produktpreisen und erwarteten Faktorpreisen. In der makroökonomischen Modellanalyse werden im allgemeinen nur der Realzinssatz oder die Relation zwischen dem vom Zinssatz bestimmten Preis für bestehendes Sachkapital und dem Preis für neu produziertes Sachkapital ( Tobin-q) und manchmal der Sachkapitalbestand explizit als Einflussfaktoren genannt, es wird mit implizit gegebenen Netto - ertragserwartungen gearbeitet. Die zusätzlich häufig gemachte Annahme, dass die Investitionsgüternachfrage auch vom (erwarteten) Einkommen oder von der erwarteten Einkommensänderung ( Akzelerator) abhängt, bedeutet, dass für die investierende Unterneh- mung monopolistische Konkurrenz existiert, da nur bei dieser Marktform die exogen gegebene erwartete Nachfrage das Optimierungskalkül mitbestimmt. Eine gleichzeitige Einbeziehung von Preiserwartungen ist nur dann möglich, wenn die Annahme einer repräsentativen Unternehmung aufgegeben und sowohl Mengenanpasserverhalten (mit Einfluss von Preiserwartungen) als auch monopolistische Konkurrenz (bei anderen Unternehmungen) unterstellt werden. Literatur: Rohwedder, J., Optimaler Kapitalstock und Investition, in: WiSt, 14. Jg. (1985), S. 69ff. Fuhrmann, W, Die Investition als Anpassungsprozess, in: WiSt, 14. Jg. (1985), S. 113 ff.
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