Peitschenschlag-Effekt (Bullwhip-Effect) wird das in Logistikketten häufig auftretende Phänomen zunehmender Schwankungen bei Bestellmengen und Beständen entlang der Logistikkette genannt, das umso stärker auftritt, je weiter man sich vom Endkunden entfernt. Der Peitschenschlag- Effekt lässt sich durch das Zusammenwirken fehlender Informationen über die Nachfrage auf den nachgelagerten Stufen der Logistikkette mit der zeitlichen Differenz zwischen Bestellung und Lieferung der bestellten Waren erklären. Wenn beispielsweise die Kundennachfrage in einer Periode auf der Einzelhandelsstufe sinkt und der Einzelhändler annimmt, dass diese Änderung dauerhaft ist, erwartet er aufgrund der in den Vorperioden getätigten Bestellungen bei Berücksichtigung der Lieferzeiten in den nächsten Perioden einen im Vergleich zur Kundennachfrage überhöhten Warennachschub. Dieser wird dadurch kompensiert, dass die Bestellmenge beim Großhändler in der aktuellen Periode über die Reduktion der Kundennachfrage hinaus absinkt. Als Reaktion auf die gesunkene Bestellmenge des Einzelhandels reduziert der Großhandel seine Bestellmenge beim Hersteller, und zwar — wegen der unterwegs befindlichen Lieferungen — stärker als der Einzelhandel. Diese über das Sinken der Kundennachfrage hinausgehende Reduzierung der Bestellmenge aufgrund der unterwegs (in der Pipeline) befindlichen Lieferungen wird als Pipeline- Effekt bezeichnet. Umgekehrt führt auch die Erhöhung der Bestellmengen einer nachgelagerten Stufe an die vorgelagerte Stufe zu einem Aufschaukeln der Bestellmengen bis zum Hersteller, wenn die vorgelagerte Stelle die Bestellmengenerhöhung als Erhöhung der Kundennachfrage interpretiert, obwohl andere Gründe dafür ausschlaggebend sind. Diese können in der Zusammenfassung mehrerer Periodenbedarfe zu einem Beschaffungslos, um damit die bestellfixen Stückkosten zu senken, in der Antizipation von Preiserhöhungen (spekulative Lagerhaltung) oder einer (erwarteten) Rationierung des Nachschubs seitens des Herstellers aufgrund von Produktionsengpässen liegen. Im letzten Fall geht der Händler von der Annahme aus, dass der Hersteller die Bestellmenge um einen festen Prozentsatz kürzt und er damit umso mehr Ware erhält, je mehr er bestellt.
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