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Ungleichgewichtstheorie

häufig auch Gleichgewichtstheorie bei Mengenrationierung genannt, unterstellt im Gegensatz zur walrasianischen Gleichgewichtstheorie, dass auch Transaktionen zu nicht-markträumenden Preisen (false trading) stattfinden und Anpassungsmechanismen im Extremfall bei absolut starren Preisen allein über Mengenreaktionen ablaufen. Bei einer Divergenz zwischen Angebot und Nachfrage findet eine Rationierung der längeren Marktseite statt. Die Wahrnehmung dieser Rationierung führt bei den betroffenen Wirtschaftssubjekten zu einer Revision ihres Optimierungskalküls unter Beachtung der Mengen-Restriktion (duale Entscheidungshypothese) und damit zu Auswirkungen auf die Nachfrage auf anderen Märkten (Spillover-Effekte), die nicht mehr nur von relativen Preisen, sondern auch von den Mengenrestriktionen bestimmt wird. So führt z.B. in einem —makroökonomischen Modell mit Arbeits- und Gütermarkt (bei stets unrationiertem Geldmarkt) ein bei den herrschenden Preisen und Löhnen bestehendes Überschussangebot auf dem Arbeitsmarkt zu einer Rationierung der Arbeitsanbieter, die damit aufgrund ihres geringeren Einkommens ihre Konsumgüternachfrage nach unten revidieren. Das so entstehende Überschussangebot auf dem Gütermarkt führt zu einer Rationierung der Produzenten, die ihr gewinnmaximales Angebot nicht mehr absetzen können und ihre Produktion sowie gemäss Produktionsfunktion die Arbeitsnachfrage einschränken — was wiederum zu einer Verschärfung der Rationierung auf dem Arbeitsmarkt führt. Gleichgewicht bei Mengenrationierung ist erreicht, wenn auf allen Märkten die Wirtschaftssubjekte ihren effektiven Angebots-und Nachfrageentscheidungen gerade die Mengenrestriktionen zugrundelegen, die sich aufgrund der Entscheidungen der jeweils anderen Marktseite ergeben, im obigen Beispiel also: Wenn die Konsumenten bei ihren Konsumentscheidungen gerade die effektive Arbeitsnachfrage der Produzenten und die Produzenten bei ihren Arbeitsnachfrageentscheidungen gerade die tatsächliche Güternachfrage der Konsumenten zugrundelegen. Definiert man die sich im Rationierungsgleichgewicht ergebende Differenz zwischen Nachfrage und Angebot (die durch Rationierung "ausgeglichen" wird) als Überschuss-nachfrage bzw. -angebot, so ergibt sich im obigen Beispiel ein Überschussangebot auf Güter- und Arbeitsmarkt; man spricht von. keynesianischer Arbeitslosigkeit, da der beschriebene Anpassungsprozess dem einfachen keynesianischen Multiplikator entspricht. Würden, ausgehend von einer solchen Situation, Preise und Lohnsatz sinken (walrasianische Preisanpassung), so würde das nicht notwendigerweise eine Tendenz zum Abbau der Angebotsüberschüsse einleiten. Grundsätzlich ist es möglich, dass sich in dem oben definierten Sinn auf jedem Markt (mit Ausnahme des stets unrationierten Geldmarktes) ein Angebots- oder Nachfrageüberschuss ergibt. Eine Kombination von Überschussnachfrage auf dem Gütermarkt und Überschussangebot auf dem Arbeitsmarkt wird als (neo-) klassische Arbeitslosigkeit bezeichnet (weil eine Senkung des Reallohnsatzes eindeutig die Rationierung auf beiden Märkten vermindert). Eine Überschussnachfrage auf beiden Märkten heisst zurückgestaute Inflation. Im Gegensatz zu den Überschussnachfragen (Überschussangebot = negative Überschuss-nachfrage) der walrasianischen Gleichgewichtstheorie müssen sich die hier definierten. Überschussnachfragen nicht notwendigerweise zu Null ergänzen, wenn sie als Marktsignal verstanden unter Verletzung der Budgetrestriktion abgeleitet sind (Nachfrage bzw. Angebot auf einem Markt wird in dem Konzept von Robert Clower nur unter Berücksichtigung der Mengenrestriktionen auf allen. anderen Märkten, aber nicht der u. U. bekannten Restriktion auf dem betrachteten Markt ermittelt; dies gilt nicht bei anderen Konzepten der sog. Ungleichgewichtstheorie, wie z.B. dem von Jacques H. Dtize). So lässt sich z.B. das Fix-Lohn-Modell als ein Gleichgewicht mit Rationierung interpretieren, in dem die Rationierung auf dem Gütermarkt durch die Reaktion des Preisniveaus abgebaut wird, während die Rationierung auf dem Arbeitsmarkt durch den starren Nominallohnsatz erhalten bleibt. In diesem Fall ergibt sich nur auf dem Arbeitsmarkt eine Rationierung und damit ein Überschussangebot. Literatur: Meyer, U., Neue Makroökonomik, Berlin u.a. 1983. Rothschild, K. W., Einführung in die Ungleichgewichtstheorie, Berlin u.a. 1981.  

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