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Betriebsformen des Handels

Der Handel ist stärker als andere Wirtschaftszweige durch eine Vielzahl von Betriebsformen gekennzeichnet, die erst in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Auch heute noch stellen die neuen Betriebsformen ein dynamischas Element im Handel dar. So lösen beim Übergang vom Preiswettbewerb zum Nichtpreiswettbewerb die Betriebsformen im Handel einander ab. Dieser Prozeß wird von Nieschlag auch als Dynamik der Betriebsformen im Handel oder als trading down und als trading up bezeichnet.

umfassendster, wenn auch unbestimmtester Entscheidungstatbestand im Rahmen des Handelsmarketing: So soll mit der Wahl der Betriebsform die für den jeweiligen Ein­zelhandelsbetrieb charakteristische Kombi­nation bestimmter Strukturmerkmale und Gcschäftsprmzipien zum Ausdruck ge­bracht werden. Die Betriebsform determi­niert mithin eine Variante einzelhändleri­scher Tätigkeit und dient dabei sowohl der betriebsindividuellen Profilierung als auch der strategischen Besetzung von Marktfel­dern durch die Einzelhandelsunterneh­mung. Nun gibt es allerdings kaum einen Leistungsbereich im Einzelhandel, der nicht mit Rück­sicht auf seinen distributionswirtschaftli­chen Funktionsbeitrag in unmittelbarem Zusammenhang mit den jeweiligen Markter­fordernissen zu gestalten wäre. Für die er­wähnten Strukturmerkmale und Geschäfts­prinzipien, die alternativ kombiniert die Betriebsform konstituieren, gilt das gleicher­maßen. Die Betriebsform ergibt sich so­zusagen über den Umweg von Ziel- und Mittelentscheidungen im Struktur- und Ab­laufbereich eines Einzelhandelsbetriebs; sie kann insofern auch mit der Kurzformel „Institutionalisierung der einzelhandels­betrieblichen Marketingkonzeption“ um­schriebenwerden. Als erste Konsequenz ergibt sich hieraus, dass die „Betriebsform“ zwareinedasBetriebsgeschehen insgesamt erfassende Kategorie dar­stellt, die aber betriebsindividuell höchst un­terschiedlich zu konkretisieren ist und daher mit betriebsübergreifender Gültigkeit nur bedingt normierungsfähig erscheint. Wenn in Handelswissenschaft und Handelspraxis trotzdem von alternativen und voneinander abgrenzbaren Betriebsformen die Rede ist, dann um den Preis eines relativ hohen Ab­straktionsniveaus und der damit verbunde­nen begrifflichen Unschärfe.  Eine empirisch gehaltvolle Bestimmung von Betriebsformen im Einzelhandel setzt insofern die Klärung der unter Anwendungsgesichtspunkten maßgeblichen 1) Erkenntnisinteressen einschl. ihrer 2) inhaltlichen und 3) methodologischen Konsequenzen voraus. Vergewissert man sich daraufhin der von der Handelswissenschaft diskutierten bzw. von der Handelspraxis entwickelten Betriebsfor­men, so lassen sich insb. fünf Systematisierungsvorschlägeunterscheiden:
(1) Systematisierung der Betriebsformen nach Benennung jeweils eines Kriteriums aus dem „Strukturbereich“ bzw. der „Absatzpo­litik“ des Einzelhandelsbetriebes mit abge­stufter Ausprägungsform (so z.B. Behrens u.a. hinsichtlich der Sortimentsdimension: Gemischtwarengeschäft, Fachgeschäft, Kaufhaus, W arenhaus usw.); 2) Systematisierung der Betriebsformen nach Formulierung von „konstitutiven“ (wesensbestimmenden) und „akzessori­schen“ (zusätzlichen) Geschäftsprinzipien, die aus dem Strukturbereich („strukturelle Geschäftsprinzipien“) oder aus dem Ablauf­bereich der Unternehmung stammen („ka- tallaktische Geschäftsprinzipien“) und in spezifischer Kombination die verschiedenen Betriebsformen charakterisieren (so z.B. Bidlingmaier, der hinsichtlich der o.g. Be­triebsformen den Merkmalen „Sortiments­dimension“ und „Betriebsgröße“ typenbil­dende Kraft beimißt, während der jeweiligen „Branchenzugehörigkeit“ und dem „Filialisierungsgrad“ lediglich akzessorische Be­deutung zukomme); 3) Systematisierung der Betriebsformen mit Hilfe von Merkmalen, die aus der Sicht po­tentieller Abnehmer bzw. Konkurrenten die absatzmarktorientierten Aktivitäten der Einzelhandelsbetriebe verdeutlichen (so z.B. Tietz u.a. hinsichtlich der „Kontakt­form“ „Selbstbedienung im Laden“, für die als Beispiele für Häufungs- und Schwer­punktstypen Convenience Stores, SB- Läden, Supermärkte und Verbraucher­märkte angegeben werden im Gegensatz zur „Kontaktform“ „Bedienung im Laden“ mit Hinweis auf Fachgeschäfte und Spe­zialgeschäfte); 4) Systematisierungder(„wichtigsten“) Be­triebsformen unter dem Aspekt der gegebe­nen Wettbewerbsverhältnisse, wobei entwe­der der gesamte Einzelhandel interessiert (so z.B. das Ifo-Institut für Wirtschafts­forschung, München, das in diesem Zu­sammenhang allerdings abweichend vom allgemeinen Sprachgebrauch zwischen „Be­triebsformen“ - als Ausdruck der Einbindung in übergeordnete Verbund­gruppen oder Filialsysteme - und “Ange­botstypen“ - als Ausdruck der jeweils schwerpunktmäßig eingesetzten Wettbewerbsparameter-differenziert; vgl. Tab. 1 u. Tab. 2); mitunter wird auch nur eine Bran­che, wie insb. der Lebensmitteleinzelhandel, explizit erfaßt (so z.B. die A.C. Nielsen GmbH, Frankfurt, im Rahmen des NIELSEN Lebensmitteleinzelhandels-In- dex oder das Deutsche Handelsinstitut, Köln, im Rahmen seiner Strukturuntersuchungen der SB-Läden); 5) Systematisierung der Betriebsformen nach institutionsprägenden und möglichst überschneidungsfreien Merkmalen: so insb. im Rahmen der Handels- und Gaststätten­zählung 1985 (Totalerhebung) zunächst nach den „Absatzformen“ Ambulanter
Betriebsform des Einzelhandels
Betriebsform des Einzelhandels Handel, Versandhandel und Stationä­rer Einzelhandel sowie darüber hinaus hin­sichtlich der Ladengeschäfte des stationären Einzelhandels nach den Erhebungsmerkma­len Warensortiment/Branche (Systematik der Wirtschaftszweige, Schwerpunkt­prinzip), Bedienungsform (überwiegend Selbstbedienung oder überwiegend her­kömmliche Bedienung) und Verkaufsflä­chengrößenklasse (mit betriebsformenspezi­fischen Schwellenwerten von 100,400,1.000 und
3. 000 qm). Zu den entsprechenden Erhe­bungsergebnissen vgl. Stationärer Einzel­handel, Tab. 1 und 2; SB-Laden, Tab.
1. Sieht man einmal von gewissen begrifflich­systematischen Mängeln ab, die der einen oder anderen Typologie anhaften (Ab­straktionsgrad, Uberschneidungsmöglich- keit, häufig fehlende Kriterientreue, Benen­nung eines oder mehrerer Teilaspekte mit dem Risiko subjektiver Willkür), so sind es v. a. zwei Aspekte, die den Erkenntniswert der traditionellen Betriebsformentypolo- gien relativieren; Zum einen handelt es sich bei der Formulierung von Struktur- und Handlungsalternativen in aller Regel um den begrifflichen Nachvollzug dessen, was die Handelspraxis bereits verwirklicht hat. Jede der genannten Betriebsformen trägt als Re­flex auf jeweils aktuelle Markterfordernisse bereits zum Zeitpunkt ihrer erstmaligen Erfassung sozusagen den Keim des Histo­rischen in sich. Für die prinzipiell perspek­tivisch orientierten, d.h. auf die Wahrneh­mung künftiger Marktchancen gerichteten Entscheidungen des Handelsmanagements wird die so verstandene „Betriebsform“ al­lenfalls zu einer ex-post zu überprüfenden Entscheidungskategorie und stellt dann keine eigentliche Entscheidungsalternative mehr dar (vgl. Betriebsformendynamik im Einzelhandel). Ein anderer Aspekt bezieht sich darauf, dass mit einer der Empirie nachempfundenen Be­triebsform allenfalls ein statistisch nivellier­ter Durchschnittstyp beschrieben werden kann; er abstrahiert insofern weitgehend von dem am Marktgeschehen sich orientierenden absatzpolitischen Handlungsspielraum des Handelsmanagements. Das aber kontrastiert in bemerkenswerter Weise mit der Forde­rung, der zunehmenden ’Verengung’ be­trieblicher Märkte bzw. der immer ’schwieri­ger’ werdenden ’Verwertung’ betrieblicher Leistungsprogramme durch differenzierte Marketingkalküle zu begegnen. Die begriff­lich fixierte Betriebsform läuft mithin Ge­fahr, zur inhaltslosen ’Worthülse’ zu wer­den; sie bedarf daher in jedem konkreten Einzelfall der ’Auffüllung’ durch die be­triebsindividuell festgelegte Konzeption. Das wiederum bedingt jedoch eine Alternati­venvielfalt, die im Sinne der Entscheidungs­logik gar nicht zu überschauen, geschweige denn zu formulieren ist.      

Literatur:  Batzer, E.; Lachner,J.; Meyerhöf er, W.; Träger, U.Chr., Die Warendistribution in der Bundesrepublik Deutschland, München 1984, S.         368 - 398. Behrens, K. Chr., Versuch einer Syste­matisierung der Betriebsformen des Einzefhan- dels, in: Behrens, K. Chr. (Hrsg.), Der Handel heu­te, Tübingen 1962, S. 131-143. Bidlingmaier, ]., Geschäftsprinzipien und Betriebsformendes Ein­zelhandels, in: Zeitschrift für handelswissen­schaftliche Forschung, 15.Jg. (1963), S. 590-599. Statistisches Bundesamt Wiesbaden (Hrsg.), Han­dels- und Gaststättenzählung 1985, Heft 4: Laden­geschäfte des Einzelhandels, Stuttgart, Mainz 1987, S. 8 - 37. Tietz, B., Konsument und Einzel­handel, Bd. 1,2. Aufl., Frankfurt a. M. 1973, S. 779- 855.

Ausdruck der Wettbewerbsdynamik im Handel, soweit er sich auf den Prozeß der Veränderung im Leistungsprofil etablierter Betriebsformen des Einzelhandels und der durch sie repräsentierten Betriebsfor- menstrukturen im Einzelhandel bezieht. Der in Deutschland zu beobachtende und seit Einführung der Selbstbedienung Ende der 50 er Jahre beschleunigt verlaufende Wandel im betrieblichen Erscheinungsbild des Ein­zelhandels wurde maßgeblich von bereits er­folgreich umgesetzten Betriebsformenkon- zepten des US-Einzelhandels geprägt - bei allen Modifikationen, wie sie der vergleichs­weise anders geartete gesellschaftliche, so­zialökonomische bzw. marktbezogene Hin­tergrund nahegelegt hat: - so z.B. was die Entwicklung neuer Betriebsformen betrifft (z.B. -4Super­markt, Verbrauchermarkt, Diskont­geschäft, Fachmarkt, Fabrikladen), um im Wettbewerb mit traditionellen Betriebsformen (z.B. Fachgeschäft, Warenhaus) sowie untereinander das einzelhandelsrelevante Marktpotential möglichst umfassend zu erschließen und auszuschöpfen; - so aber auch, was das im Zeitablauf un­terschiedlich gehandhabte Wettbewerbs­instrumentarium der Betriebsformen angeht, um den wechselnden Markterfor­dernissen und Marktchancen jeweils ange­messen entsprechen zu können (vgl. z.B. die Sortiments-, Flächen- und Standort­dynamik der o. g. Betriebsformen). Bei der Suche nach allgemein gültigen, in Sonderheit betriebsformenübergreifend be­deutsamen Erklärungen für die Dynamik im Einzelhandel sind zahlreiche Theorien ent­wickelt worden. Man kann sie hinsichtlich der erklärenden Variablen und deren Ver­knüpfung unterteilen in - jene mit eher deterministischem Aussa­gengehalt und - jene, die dies unter Hinweis auf den damit verbundenen Reduktionismus im Reali­tätsbezug bewusst zu vermeiden trachten und stattdessen zu interdisziplinär abgesi­cherten T endenzaussagen gelangen. 1) Stellvertretend für den ersten Ansatz sei die Theorie des „Wheel of Retailing“ (McNair, 1931) genannt, die - ähnlich wie bei den Annahmen über den Lebenszyklus von Produkten - für das ’Leben’ einer Betriebs­form (Retail Life Cycle) einen quasi-ge­setzmäßigen Phasenverlauf unterstellt: Da­nach folgt dem zumeist preisinduzierten Markteintritt der Betriebsform (Entstehung) ein nach Umsatz und Marktanteil sich deut­lich manifestierender und rasch ausgebauter Wettbewerbsvorsprung (Aufschwung), der aber durch die verstärkte Nutzung zusätzli­cher Wettbewerbsinstrumente und den da­mit verbundenen Übergang vom Preis- zum Nichtpreiswettbewerb (Trading up) all­mählich zu schwinden droht (Annäherung) bis die letztlich eingetretene Profilnivellie­rung im Mitbewerbervergleich eine erfolg­versprechende Ausgangssituation für die Etablierung neuer preisaktiver Einzelhan- delsbetriebsformen schafft (Integration bzw. Rückzug). Sieht man einmal von den prinzipiellen Schwierigkeiten ab, derartige Entwicklungsphasen hinlänglich abgrenzen zu können,was u.a. Nieschlag (1954) dazu veranlaßte, das 4-Phasen-Schema zu einem 2-Stufen- Konzept zusammenzufassen (Entstehung/ Aufschwung und Reife/Assimilation), so ist es insb. die nur eingeschränkte empirische Evidenz, die den Erkenntniswert des „ Wheel of Retailing“ begrenzt, ob dabei nun an die Fixierung auf das Preis/Leistungs Verhältnis als einstiegsrelevante Marktlücke neuer Be­triebsformen gedacht wird, aber auch die als quasi schicksalshaft unterstellte Unabänder­lichkeitvölliger Angleichung innovativerBetriebsformen an die bereits etablierten Insti­tutionen des Einzelhandels betrifft. 2) Den zweiten Ansatz repräsentieren insb. dialektische Deutungsversuche des Betriebs- formenwandels (Gist, 1968) sowie deren Verknüpfung mit der „Theorie der natürli­chen Auslese“ (Sozialdarwinismus) zu einem offenen makroanalytischen Modell der Ein­zelhandelsdynamik (Etgar; 1984). Während in dialektischer Perspektive das Verhältnis zwischen bestehenden und neuen Betriebs­formen im Sinne der „These“ und „Antithe­se“ interpretiert wird, die zu einer - wie auch immer kombimerbaren - Alternative („Syn­these“) herausfordern, interessieren im Fall der Erweiterung um den Aspekt der Anpas­sungsfähigkeit bei wechselnden Umweltbe­dingungen jene, das Verhältnis ’Einzelhan­delsinstitution - Umfeld’ prägenden und unterschiedlich dimensionierten Wirkungs­mechanismen, die nicht nur die Vielfalt der Betriebsformen an sich erklären („Variation Stage“), sondern auch zu ihrer möglichen Auslese („Selection Stage“) bzw. zu ihrer Be­hauptung im Markt („Retention Stage“) bei­tragen. Indem dieser Ansatz die Dynamik der Betriebsformen im Einzelhandel keines­wegs als quasi-gesetzlich determinierbar be­trachtet sondern als Folge von Wettbewerbs­prozessen mit den hierfür maßgeblichen Gestaltungsprinzipien begreift, liefert er zwar keine ’fertigen Antworten’; er regt je­doch zur ’richtigen Frage’ nach den treiben­den Kräften des Wettbewerbs an und vermag so entscheidende Anstöße zur kritischen Überprüfung und ggf. marktgerechten Neu­positionierung von Betriebsformen zu ver­mitteln.            3)

Literatur:  Köhler, , Die Dynamik der Be­triebsformen des Handels: Bestandsaufnahme und Modellerweiterung, in: Marketing ZFP, 12. Jg. (1990), S. 59-64. Nieschlag, R., Die Dynamik der Betriebsformen im Handel, Essen 1954.

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