Hinter dem interpretativen Ansatz der Organisationstheorie steht eine wissenschaftstheoretische Grundsatzposition, die als subjektivistisch oder konstruktivistisch bezeichnet wird. Nach dem Konstruktivismus gibt es gar keine objektive Organisationswirklichkeit, die den Organisationsmitgliedern sozusagen als Faktum gegenübertritt. Vielmehr wird die Wirklichkeit von den Menschen selbst fortlaufend (mit)konstituiert durch Interpretation und Interaktion. Durch Kommunikation entstehen gemeinsame Deutungsmuster, welche die Interpretationsoffenheit für die Individuen teilweise einschränken und so für eine Verständigungsbasis sorgen. Diese gemeinsame Basis von geteilten Grundüberzeugungen, Weltbildern, Werten und Normen, die sozusagen als selbstverständlich vorausgesetzt werden, bezeichnet man auch als Organisationskultur. Für die Organisationsforschung bringt der interpretative Ansatz ausserdem die Erkenntnis mit sich, dass auch die Forschung durch eine bestimmte Weltsicht des Forschers geprägt und insofern nie völlig objektiv ist. Siehe auch Organisationstheorien (mit Literaturangaben).
Literatur: Bea, F. X., Göbel, E.: Organisation, 2. Auflage, Stuttgart 2002, S. 162-174; dieselben: Organisation, 3. Auflage, Stuttgart 2006.
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