erklärt den - Wechselkurs zwischen freien Währungen bei freier Kursbildung auf dem Devisenmarkt mit der inneren Kaufkraft der Währungen bzw. dem - Geldwert. a) Nach ihrer absoluten Fassung wird der Wechselkurs des Landes B gegenüber Land A (Preis für eine Währungseinheit des Landes A ausgedrückt in Währungseinheiten des Landes B) durch das Verhältnis zwischen den allgemeinen Preisniveaus P5 und PA bestimmt und ist diesem gleich:
Der Quotient PB/PA ist eine Kaufkraftparität und mißt das Verhältnis zwischen der Kaufkraft einer Geldeinheit des Landes A und B im jeweiligen Land. Bei Abweichungen des Wechselkurses von der Parität entstehen nach diesem Konzept Salden in der –> Leistungsbilanz, und der Kurs paßt sich der Parität an. Verschiedentlich wurde die Kurshöhe nur mit dem Teilpreisniveau der Außenhandelsgüter erklärt. Gegen diesen Ansatz wird vorgebracht, dass eine Übereinstimmung von Wechselkurs und Kaufkraftparität nicht vorliegen kann, weil der zwischenstaatliche Preisausgleich nur unvollkommen ist. Der Haupteinwand richtet sich jedoch darauf, dass Devisenangebot und -nachfrage und damit der Wechselkurs nicht nur von Güterströmen bestimmt werden. b) Die komparative Fassung erklärt Kursveränderungen mit Veränderungen des Geldwertverhältnisses. Sie wurde bereits anfangs des 19. Jh. im Verlauf der Bullion-Kontroverse in England entwickelt. Nach dem I. Weltkrieg wurde sie von Gustav CASSEL erneut formuliert. Ausländische Zahlungsmittel werden wegen ihrer Kaufkraft im Herkunftsland nachgefragt und mit inländischer Kaufkraft bezahlt. Der Wechselkurs WB,A ist nicht genau gleich der Kaufkraftparität PB/PA. Die Änderung des Wechselkurses zwischen den Zeitpunkten 0 und 1 wird aber durch die Veränderung der Kaufkraftparität bestimmt und ist dieser proportional. Die Veränderung der Kaufkraftparität wird ausgedrückt durch den Quotienten zwischen den Indizes PI für die allgemeinen Preisniveaus beider Länder für die Zeitpunkte 0 und 1, so dass gilt:
Dabei wird unterstellt, dass w://, ein langfristiger Gleichgewichtskurs war. Der Kurs wB,A verhindert die Übertragung von Preisniveauschwankungen zwischen den Ländern und bezeichnet die Normallage des Wechselkurses; Abweichungen davon sind als Über- bzw. Unterbewertung der Währung aufzufassen. CASSEL legte die Annahme zugrunde, dass Geldmengenänderungen stattgefunden und diese ausschließlich Geldwertveränderungen ausgelöst haben, weshalb sich sein Ansatz als Anwendung der Quantitätstheorie auf den Wechselkurs darstellt. Nichtmonetäre Einflüsse werden weitgehend ausgeschlossen oder als unbedeutend für die Kurshöhe betrachtet. So verneinter v.a. wesentliche Wirkungen langfristiger internationaler Kapitalbewegungen auf den Kurs. Doch räumt er ein, dass außergewöhnliche Umstände wie - Kapitalflucht, Devisenspekulation und einseitige Handelsbeschränkungen längerfristige Abweichungen von der Normallage hervorrufen können. Die Kritik an CASSEL richtet sich gegen die einseitige Erklärung des Wechselkurses durch den Geldwert. Gottfried HABERLER hat vorgebracht, dass ausländische Zahlungsmittel nicht wegen ihrer generellen Kaufkraft nachgefragt werden, sondern gewöhnlich zur Tilgung einer Schuld, der bei einem Güterkauf ein einzelner Preis zugrunde liegt. Die Kaufkraftparitätentheorie basiert auf dem Konzept vom internationalen Preisausgleich, wobei zwischen reinen Binnenhandelsgütern und Außenhandelsgütern zu unterscheiden ist. Die Preise der Außenhandelsgüter gleichen sich bis auf die Translokationskosten (Transport, Versicherung, Zölle usw.) an. Monetär bedingte Veränderungen des Teilpreisniveaus der Außenhandelsgüter haben daher eine proportionale Veränderung des Wechselkurses zur Folge. Wenn die Kaufkraftparitätentheorie Gültigkeit besitzen soll, muss sich das allgemeine Preisniveau proportional zum Teilpreisniveau der Außenhandelsgüter bewegen, was bei Inflation weitgehend zutrifft. Sie kann jedoch nicht jene Kursänderungen erklären, die z.B. durch Nachfrageverschiebungen zwischen Binnenhandels- und Außenhandelsgütern, Einkommensänderungen, technischen Fortschritt oder internationale Kapitalbewegungen ausgelöst werden. Die komparative Fassung der Kaufkraftparitätentheorie hat in letzter Zeit infolge des Aufkommens der monetären - Wechselkurstheorie und Zahlungsbilanztheorie wieder an Bedeutung gewonnen, zumal empirische Tests einen strammen Zusammenhang zwischen Preis- und Wechselkursänderungen erkennen lassen. Literatur: Gandolfo, G. (1987). Officer, L.H. (1982). Westphal, H.M. (1980). Journal of International Economics (1978)
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