legen fest, unter welchen Voraussetzungen und in welcher Menge der disponible Vorrat eines Wirtschaftsguts (physischer Bestand zzgl. offene Bestellungen) im Einzelfall zu ergänzen ist (Selektive Lagerhaltung): - (s,x)-Doktrinen stützen sich auf eine zeitnahe Verfolgung des Lagerbestands und sehen die Auslösung einer Nachbestellung konstanter (optimierter) Menge x vor, sobald ein Bestellpunkts erreicht ist. Dieser errechnet sich aus der „erwarteten Nachfrage während der Wiederbeschaffungszeit z“, EN(z), und einem gleichfalls von z abhängigen Sicherheitsbestand SB(z):
- (t,S)-Doktrinen sehen eine regelmäßige Feststellung des Lagerbestands nach jeweilst Perioden („ Bestellzyklus“) vor und die Auffüllung dieses Bestands auf einSoll-Niveau S. Dabei kann twieobenx optimiert werden, da bei einer erwarteten Nachfrage von d [ME/ZE] die erwartete Bestellmenge E(x) = td [ME] beträgt. Weil aber eine neuerliche Bestellung (und damit die Möglichkeit einer Korrektur etwaiger Dispositionsfehler) erst t Perioden später erfolgt und erst nach weiteren z Perioden zu einer Vorratsergänzung führt, muss in S neben der erwarteten Nachfrage für den Zeitraum (t + z), EN(t + z), auch ein entsprechender Sicherheitsbestand, SB(t + z), berücksichtigt werden: - (s,S)-Verfahren kontrollieren den Lagerbestand in kurzen Zeitabständen (Kontroll- intervall k). Ist der Bestand auf oder unter den Bestellpunkt s gefallen, so wird die Differenz zum Soll-Niveau S nachdisponiert. Hier gilt
wobei EN(t) die erwartete Nachfrage während eines Bestellzyklus mit erwarteter Länge t bedeutet, also
Ein erster Vergleich dieser Dispositionsregeln zeigt: - (s,x)-Regeln erfordern ceteris paribus den geringsten Sicherheitsbestand, neigen allerdings zu Uber- bzw. Unterreichweiten, wenn die Bestellmenge x nicht fortlaufend der aktuellen Nachfrageentwicklung angepaßt wird; insb. bei langen Bestellzyklen t = x/d kommt die Rückkopplung nachlassender Nachfrage auf x u. U. sehr spät (Über- vorratung). - (t,S)-Regeln erfordern wegen ihres starren Bestellrhythmus den c.p. höchsten Sicherheitsbestand, passen sich aber mit verbrauchsorientierten Nachbestellungen der aktuellen Entwicklung der Nachfrage besser an. Der starre Rhythmus t besitzt den Vorzug besserer Planbarkeit von Vorratsergänzungen (Koordination von Bestellungen, Anlieferungen usw.). Die Wiederbeschaffungszcit sollte deshalb hier c.p. niedriger ausfallen als bei (s,x)- und (s,S)- Verfahren. - (s,S)-Regeln operieren mit variablen Bestellrhythmen und -mengen und reagieren dadurch flexibler auf momentane Schwankungen wie auch auf nachhaltige Veränderungen der Nachfrage (Trends). Sie nehmen - auch bzgl. des Sicherheitsbestands - eine Mittelstellung zwischen (s,x) und (t,S) ein. Es darf jedoch nicht verkannt werden, dass diese Flexibilität sich für das Umfeld als friktionsträchtige Varianz darstellt. Im engen Sinne der Vorratskosten sind (s,S)-Ver- fahren zwar „optimal“. Für die Gesamtkosten des logistischen Prozesses muss dies jedoch nicht unbedingt auch zutreffen. Das (s,S)-Verfahren kann durch Angleichung des Kontrollintervalls k sowohl (s,x)- wie auch (t,S)-Regeln nachbilden - erstere mit k = 0 und x = S-s, letztere mit k = t und s = S-l. In der Praxis stellt jedoch das Kon- trollintervall einen nicht beliebig variierbaren Organisationsparameter dar, so dass zwischen den Verfahren i.d.R. nicht beliebig gewählt und gewechselt werden kann. Neben dem Sicherheitsbestand sehen Dispositionsregeln einen Zyklusvorrat x vor, der entweder als konstante Größe - für (s,x) - oder als Erwartungswert optimiert werden kann: Faßt man die mit der Vorratsergänzung verknüpften, von der Bestellmenge unabhängigen „Aktivitätskosten“ (Vorratskosten) zu CI [DM/Order] zusammen und die zum Bestellwert (px) proportionalen „Niveaukosten“ zu einem auf die durchschnittliche Kapitalbindung Vi(px) anzuwendenden Kostensatz C2 [DM/ (DMxZE)], so erhält man als direkte Stückkosten der Bestellmenge x
(1) oder als direkte Kosten pro Zeiteinheit des Bestellzyklus t
(2) Minimierung von
(1) bzw.
(2) führt zu äquivalenten Ergebnissen
(3) bzw.
(4) mit
(5) wobei die rechte Seite von
(5) die Kosten des Zyklusvorrats bei optimaler Bestellweise
(3) bzw.
(4) angibt. Diese als „Andler-Formel“ bekannte Optimierung vernachlässigt jedoch die Auswirkungen auf den Sicherheitsbestand, der unter allen drei Bestellverfahren und für jeden der gebräuchlichen Servicegrade von x bzw. t abhängig ist: Bei unsicherer Nachfrage wird ein Optimum erst erreicht, wenn die Gesamtkosten des Zyklusvorrats und des Sicherheitsbestands, z. B. pro Stück, ein Minimum annehmen:
(6) Bei der Minimierung von
(6) ist die von S. Eiion gefundene Beziehung
nützlich.
Literatur: Naddor, E., Lagerhaltungssysteme, Frankfurt/M. usw. 1971. Zoller, K., Koordination und Wirtschaftlichkeit in Mehrproduktlagern, in: Opitz,
0. ;Rauhut,B. (Hrsg.), Ökonomie und Mathematik, Festschrift für Rudolf Henn, Heidelberg 1987,S.504-512.
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