gehört zu den neueren Bilanzauffassungen. Charakteristisch für kapitaltheoretische Bilanzen ist deren Zukunftsbezogenheit und ihre investitionstheoretische, auf Zahlungs- bzw. Einkommensgrössen beruhende Grundlage. Sie ist am Zahlungszweck (Zahlungsabmes- sungsfunktion des Jahresabschlusses) orientiert und untersucht insb. die Frage, welcher Gewinn einem Unternehmen unter ökonomischen Gesichtspunkten in jeder Periode entzogen werden kann (ökonomischer Gewinn). Dabei kommt der Aufrechterhaltung der zukünftigen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit (Erfolgskapitalerhaltung) zentrale Bedeutung zu. Der ökonomische Gewinn ist der verteilungsfähige Betrag, der dem Unternehmen maximal entnommen werden kann, ohne dessen künftige Leistungsfähigkeit zu mindern. Massgebliche Grösse für die Ermittlung des ökonomischen Gewinns ist der Ertragswert der Unternehmung, der sich durch Diskontierung der erwarteten Einzahlungsüberschüsse mit einem kapitalmarktadäquaten Zinsfuss ergibt. Die Verzinsung des Ertragswertes mit dem Kalkulationszinssatz während der Abrechnungsperiode bzw. die Differenz des Ertragswertes am Ende und am Anfang der Periode entspricht dem ökonomischen Gewinn. Kapitaltheoretische Bilanzen lösen die Zah- lungsbemessungsaufgabe des Jahresabschlusses in theoretisch plausibler Form. Die aus der Informationsfunktion des Jahresabschlusses abgeleiteten Aufgaben werden dagegen nur unzureichend erfüllt. Darüber hinaus sind kapitaltheoretische Bilanzen aufgrund der Zukunftsbezogenheit der ökonomischen Erfolgskonzeption wenig geeignet, den nach GoB-Anforderungen zu erstellenden Jahresabschluss zu ersetzen.
Bilanztheorie , die die gesamte Unternehmung als Investitionsobjekt betrachtet. Das Ergebnis einer Periode, der ökonomische Gewinn/Verlust, ergibt sich aus der Veränderung des Ertragswertes der Unternehmung in der Abrechnungsperiode bzw. der Verzinsung des Ertragswertes zu Beginn der Periode. Entsprechend müssten bezogen auf die einzelnen Bilanzposten diese mit ihren Ertragswerten bilanziert werden. Da der ökonomische Gewinn von den unterstellten Zukunftserwartungen -- die nicht objektivierbar sind -- abhängig ist, wird u.a. von „Dieter Schneider“ vorgeschlagen, diese Konzeption in der betrieblichen Praxis ergänzend im Sinne einer Ausschüttungsbegrenzung zu verwenden, d.h. der auf Basis der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung (GoB) ermittelte Gewinn wird nur dann auch als ausschüttungsfähig im Sinne der Erhaltung des Ertragswertes der Unternehmen angesehen, wenn er über dem ökonomischen Gewinn liegt. Das Gedankengut der kapitaltheoretischen Bilanz entspricht insoweit dem Shareholder Value -Konzept, als beide von einer Ertragswertbetrachtung des Unternehmens ausgehen ( Ertragswertverfahren ).
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