Bei Marktproduktion, wo der Absatz saisonalen oder konjunkturellen Schwankungen unterliegt, besteht eine Möglichkeit der zeitlichen Abstimmung von Produktion und Absatz in der Emanzipation. Bei der Emanzipation wird die Produktion vom Absatz vollständig losgelöst. Hierbei wird auch von einer totalen Emanzipation gesprochen. Die Kapazität der Produktion muß nicht auf die Nachfragespitze ausgerichtet werden, sondern kann eine durchschnittliche Größe aufweisen, bei der eine maximale Auslastung möglich ist. Dabei werden die Absatzschwankungen durch die Bildung und den Abbau von Lagerbeständen aufgefangen. Gegensatz: Eskalation, Synchronisation
In der sozialistischen Wirtschaftslehre: Befreiung von entwürdigender gesellschaftlicher Abhängigkeit und Unterdrückung.
Der Begriff wird auch für Gleichstellung, Befreiung von Vorurteilen und überholten Vorstellungen angewandt. >Frauenemanzipation
In der Wirtschaftssoziologie: [1] ursprünglich: Entlassenwerden vom Gewalthabenden aus Gewaltverhältnissen, die im sozialen Kontext als „natürlich“ gelten; so die Emanzipation des Sohnes aus der Gewalt des Vaters.
[2] In den bürgerlichen Bewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts bezeichnet Emanzipation die Befreiung des Bürgertums aus ökonomischen, politischen, sozialen und geistigen Abhängigkeitsverhältnissen. Emanzipation heisst hier sowohl die soziale E.sbewegung als auch deren Idee, die die Ungerechtigkeit der Abhängigkeitsverhältnisse in Beibehaltung oder Wiedereinsetzung traditionaler (positiver) Rechtsformen sieht. Die Aufklärung dieser Missstände gilt zugleich als Appell an die Herrschenden, diese Verhältnisse zu revidieren.
[3] Seit der Französischen Revolution bezeichnet Emanzipation die Selbstbefreiung von Gruppen, Klassen, Gesellschaften aus Zwangsverhältnissen. Die revolutionären Topoi Gleichheit und Freiheit werden als normative Setzung der Gleichheit aller als Ziel und die Freiheit als Befreiung aus ökonomisch, politisch und sozial bedingten Ungleichheiten zu den Zentralpunkten der soziologischen Theorien und der sozialistischen Bewegungen. Besondere Bedeutung kommen seitdem zu: a) der politischen E., beginnend mit der Gleichberechtigung der Bauern und des Proletariats seit dem Saint-Simonismus; b) der Frauen-Emanzipation seit dem Fourierismus; c) der menschlichen Emanzipation als die „Zurückführung der menschlichen Welt, der Verhältnisse auf den Menschen selbst“ (K. Marx).
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