Instrument zur Analyse von Gruppenprozessen und zur Beschreibung der Interaktionsbeziehungen zwischen zwei Personen in Gruppen. "Johari" ergibt sich aus dem Anfang der Vornamen (Joseph Luft und Harry Ingham) der Autoren dieses Konzepts. Vier Quadranten des Fensters bilden jeweils unterschiedliche Bewusstseinsebenen eines Interaktionspartners ab (vgl. Abb.). Quadrant 1 schliesst die Teile des Verhaltens eines Menschen (Gedanken, Gefühle, Werte, Einstellungen) ein, die ihm bewusst sind und die er auch anderen mitteilen möchte (Area of Free Activity). Quadrant 2 beschreibt den Ausschnitt des bewussten Selbst, den man vor anderen auf jeden Fall verbergen möchte. Er ist zu Beginn eines Interaktionsprozesses und in der Aufbauphase von Gruppen besonders umfangreich (Hidden Area). Quadrant 3 kennzeichnet einen Zustand, in dem eine Person Dinge unbewusst aus dem Bewusstsein verdrängt, diese aber unbewusst anderen (meist nicht-verbal) mitteilt, etwa durch Gesten, Klang der Stimme, Kleidung und Auftreten. Sie ist blind gegenüber diesem Teil ihres Verhaltens (Blind Area). Quadrant 4 verkörpert den Teil einer Person, der weder ihr noch anderen bekannt oder bewusst ist. Hierunter fallen etwa stark unterdrückte (kontrollierte) Bedürfnisse, verborgene Talente, ungenützte Begabungen. von Gruppenprozessen verwendet werden. Dies setzt voraus, dass mit einem Instrument der Interaktionsanalyse Inhalt und Häufigkeit der Interaktionen dokumentiert worden sind. Die Grösse der Flächen der einzelnen Quadranten des Johari-Fensters sagt dann etwas über die Quantität der Interaktionen auf den einzelnen Ebenen aus. Die beiden folgenden Abbildungen zeigen hypothetisch die Struktur der Interaktionen in einem frühen Stadium und jene in einem späteren Stadium im Leben einer Gruppe. Interaktionen zwischen zwei Personen lassen sich nun sehr anschaulich klassifizieren (vgl. Abb.). Der grösste Teil der Interaktion spielt sich auf der Ebenei ab (PfeilA). PfeilB beschreibt Interaktionen zwischen den Ebenen 1 und 3, d.h. es wird z.T. unbewusst kommuniziert. Wenn Interaktionen auf den Ebenen 1 und 2 (Pfeile C) stattfinden, hat ein Partner dem anderen etwas im Vertrauen mitgeteilt (z.B. ein Geheimnis anvertraut), was ein besonderes Klima der Sicherheit voraussetzt. Der letzte, weniger bedeutsame Fall der Interaktion auf der Ebene 3 (Pfeile D) beschreibt die Situation, bei der zwei Menschen gegenseitig Emotionen austauschen, ohne die Quelle der Gefühle zu kennen. Das Johari-Fenster kann auch zur Analyse Die Darstellung geht von einem äusserst positiven Verlauf der Gruppenentwicklung aus, wobei der Anteil der offenen Interaktionen drastisch zunimmt, und zwar als Folge eines Klimas des gegenseitigen Vertrauens und der psychischen Sicherheit. Dagegen nehmen die Anteile des verborgenen und unbewussten Verhaltens bis auf einen mehr oder weniger tabuisierten Bereich der Intimsphäre entsprechend ab. Literatur: Schein, E. H., Process consultation: Its role in organization development, Reading, Mass. 1969.
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