Nach wie vor steht die sog. Kaufkrafttheorie der Löhne vor allem in gewerkschaftsnahen Kreisen hoch im Kurs. Dabei ist die fehlende Stichhaltigkeit der Kaufkrafttheorie der Löhne aus volkswirtschaftlicher Sicht eindeutig. Denn in Wirklichkeit kommt es selbst bei einer nachfrageorientierten volkswirtschaftlichen Sichtweise nicht allein auf die Kaufkraft der Löhne, sondern auf die gesamte effektive Nachfrage an.
Vereinfacht dargestellt: Steigen die Löhne ceteris paribus übermäßig, entlassen die Unternehmen Arbeitskräfte, was zu einer Verunsicherung der Konsumenten führt. Die Konsumnachfrage lässt eher nach. Wegen der gestiegenen Kosten lohnen sich Investitionen nicht mehr, die Investitionsnachfrage geht zurück. Auch die Exporte leiden wegen tendenziell höherer Absatzpreise. Zudem muss der Staat unter sonst gleichen Bedingungen wegen höherer Ausgaben für die Arbeitslosenversicherung die Staatsnachfrage reduzieren. Da also alle Komponenten der volkswirtschaftlichen Nachfrage beeinträchtigt werden, kann die gesamtwirtschaftliche Nachfrage auch durch überzogene Lohnsteigerungen nicht steigen. Dies wäre jedoch die Voraussetzung dafür, dass sich durch Kaufkraftstärkung die Binnenkonjunktur ankurbeln ließe.
Vorhergehender Fachbegriff: Kaufkraftanalyse | Nächster Fachbegriff: Kaufkraftelastizität
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|