Bezeichnung für verschiedene und vor allem in den 30er Jahren entwickelte Modellentwürfe, in denen die theoretische und praktische Möglichkeit einer rationalen Wirtschaftsrechnung für sozialistische Marktwirtschaften nachgewiesen werden soll. Den entscheidenden Anstoss für die Konstruktion konkurrenzsozialistischer Modelle durch Fred M. Taylor, Abba P. Lerner, Oskar Lange u.a. lieferte das 1920 von Ludwig v. Mises formulierte "Unmöglichkeitstheorem", wonach in einer sozialistischen Wirtschaftsordnung ohne freien Marktverkehr und ohne Marktpreise keine rationale, knappheitsbezogene Güterallokation möglich sei. Die Theoretiker des Konkurrenzsozialismus akzeptierten zwar die geforderte Notwendigkeit von Preisen, die jedoch nicht unbedingt als Marktpreise, sondern auch als zentral festgesetzte Preise vorstellbar seien und im Zuge von Probierprozessen zustande kommen könnten. Diese einfache Idee der zentralen Simulierung von Marktpreisen, aus der sich für marktsozialistische Konzeptionen später die gewichtige wirtschaftspolitische Aufgabe der parametrischen Steuerung von Marktprozessen herleitet, markiert den Grundgedanken aller konkurrenzsozialistischen Modelle, von denen das Lange-Modell die grösste Aufmerksamkeit gefunden hat. Lange entwickelte sein konkurrenzsozialistisches Modell in theoretisch engem Bezug zum Modell der vollkommenen Konkurrenz, allerdings mit einem spezifisch-sozialistischen Institutionenrahmen. Die Unternehmen befinden sich im Gemein-, d. h. Staatseigentum. Für die Produktionsgüter entfällt die Marktbewertung. Dagegen existieren Konsumgüterund Arbeitsmärkte mit freier Konkurrenzpreisbildung. Die Preise der Produktionsgüter werden von der Zentrale durch nachträgliche Korrekturen an die Angebots- und Nachfragebedingungen festgesetzt und den Betriebsleitern zusammen mit zwei grundlegenden Verhaltensregeln vorgegeben: In Analogie zum Modell der vollkommenen Konkurrenz sollen die Betriebsleiter diejenige Gütermenge produzieren und anbieten, bei welcher der Güterpreis gleich den Grenzkosten ist. Die zur Produktion dieser Menge benötigten Produktionsfaktoren sind so zu kombinieren, dass die Durchschnittskosten ein Minimum erreichen. Der Zentrale obliegt neben der Festsetzung der Produktionsgüterpreise und der Unternehmenskontrolle noch die Investitionslenkung auf Zweigebene. Die Wirtschaftsrechnung scheint so im Konkurrenzsozialismus zwar theoretisch möglich und lösbar zu sein. Allerdings sind der geringe Realitätsgehalt und statische Charakter der Modelle sowie die Vernachlässigung des Informations- und Bürokratieproblems bemängelt worden, so dass die konkurrenzsozialistischen Kritiker, wie Friedrich A. v. Hayek oder Walter Eucken, das praktische Unmöglichkeitstheorem vertreten. Literatur: Feucht, M., Theorie des Konkurrenzsozialismus, Stuttgart, New York 1983.
- Marktsozialismus
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