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Konstruktivismus

relativ junge, von Paul Lorenzen und seinen Schülern (Peter Janich, Friedrich Kambartel, Jürgen Mittelstrasss Oskar Schwemmer) entwickelte philosophische Konzeption, die als metawissenschaftliche Orientierung in den Wirtschaftswissenschaften eine gewisse Bedeutung erlangen konnte (Erlanger Schule). Als zentrale methodische Idee erlebt die Begründung im Konstruktivismus eine Renaissance, d. h. es wird die Vorstellung vertreten, Aussagen seien in ihrer Geltung auszuzeichnen, indem sie auf eine Basis zurückgeführt werden, die einen geltungsmässigen Sonderstatus besitzt und somit selbst nicht mehr begründungsbedürftig ist. Das konstruktivistische Begründungsmodell lässt sich in ein allgemeines pragmatisches Verständnis von Begründung und bestimmte konkrete Begründungsschritte unterteilen. Das allgemeine pragmatische Verständnis von Begründung kommt im  Transsubjekti- vitätsprinzip und dem damit verbundenen Diskursmodell zum Ausdruck. Dieses Prinzip entspricht der Aufforderung "transzendiere Deine Subjektivität". Die Erfüllung dieser Forderung hat nach konstruktivistischer Vorstellung über einen (ggf. fingierten) rationalen Dialog zu erfolgen. Rational ist ein Dialog dann, wenn er sachkundig, nicht persuasiv, ohne Sanktionen und aufrichtig geführt wird. Ein Argument, über das in einem (fingierten) Dialog ein Konsens erzielt wird, gilt als begründet bzw. als transsubjektive Orientierung. Dieses Prinzip wird ergänzt durch konkrete Begründungsschritte, mit denen ein Argument auf eine geltungsmässig privilegierte Basis zurückgeführt wird. Als Begründungsbasis werden die natürlichen Bedürfnisse angesehen. Sie sind nach konstruktivistischer Auffassung selbst nicht mehr begründungsbedürftig, da sie die Bedingungen unseres Lebens, Redens und Handelns sind und insofern immer schon akzeptiert sein müssen, bevor geredet und gehandelt wird. Auf die bisher dargestellten Ideen rekurrieren Konstruktivisten, um die Vernünftigkeit von Normen und die Wahrheit von deskriptiven bzw. theoretischen Sätzen begründen zu können, und ausserdem auch dann, wenn sie menschliches Handeln erklären wollen. Die konstruktivistische Erklärung menschlichen Handelns erfolgt ebenfalls als eine Rekonstruktion von Begründungsschritten mit den natürlichen Bedürfnissen als Begründungsbasis. Der Konstruktivismus hat Folgen für das Wissenschaftsverständnis in den Wirtschaftwissenschaften: •   Konstruktivisten glauben an die Notwendigkeit einer eigenständigen kulturwissenschaftlichen Erklärung menschlichen Handelns und sehen in ihrem Erklärungsmodell nun endlich eine Möglichkeit, die Forderung nach methodischer Strenge in der kulturwissenschaftlichen Erklärung erfüllen zu können ( Kulturwissenschaft). •   Konstruktivisten glauben an die Notwendigkeit einer normativen Wissenschaft und sind der Auffassung, dass diese Wissenschaft mit ihrem Begründungsmodell methodisch gesichert möglich wird. Kritiker des Konstruktivismus konstatieren, dass der Anspruch der Konstruktivisten nach methodischer Sicherheit nicht gerechtfertigt ist, die natürlichen Bedürfnisse keine geeignete Begründungsbasis darstellen und die Notwendigkeit einer Begründung und eines eigenständigen kulturwissenschaftlichen Erklärungsmodells ebensowenig vorliegt wie die Notwendigkeit einer normativen Wissenschaft.          Literatur: Abel, B., Grundlagen der Erklärung menschlichen Handelns, Tübingen 1983. Lorettzert, P./Schwemmer, O., Konstruktive Logik, Ethik und Wissenschaftstheorie, 2. Aufl., Mannheim u.a. 1975. Schtvemnter, O., Theorie der rationalen Erklärung, München 1976.

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