Bei der Pagatorische Bilanz von Kosiol B. (lat.: pagare = Zahlen) handelt es sich um eine wesentliche Variante der dynamischen Bilanz.
Auch ihr Ziel ist primär die Ermittlung eines vergleichbaren Periodenerfolgs; diesen will sie jedoch als Differenz von Zahlungen bestimmen. Zu diesem Zweck führt Kosiol neben den tatsächlichen Bareinnahmen und -ausgaben fingierte Zahlungsvorgänge, sog. Verrechnungszahlungen, ein. Sie sollen entweder Barzahlungen der Bilanzperiode erfolgsrechnerisch neutralisieren oder Barzahlungen anderer Perioden in der Bilanzperiode erfolgswirksam machen. Diesen beiden Möglichkeiten werden zwei Gruppen von Verrechnungszahlungen zugeordnet:
1. die Rück und Nachverrechnung;
2. die Vor und Tilgungsverrechnung. Die erstere dient der erfolgsrechnerischen Neutralisierung von Einnahmen (Ausgaben), die erst in einer späteren Periode zu Ertrag bzw. Aufwand führen, wiez. B. der Kauf einer Maschine, die erst später in den Jahren der Nutzung abgeschrieben (Abschreibungen) wird (Rückeinnahme) oder die Hereinnahme einer Kundenzahlung, die erst bei Lieferung zum Ertrag führt (Rückausgabe). Mit Hilfe der Vor und Tilgungsverrechnung werden für erfolgswirksame Vorgänge Zahlungen fingiert, die in bar erst künftig stattfinden werden, um durch diese Fiktion entsprechend den Erfolg der Bilanzperiode zu beeinflussen. Beispiele sind der Erwerb einer Forderung beim Zielverkauf von Ware, die die Erfolgswirksamkeit im Zeitpunkt der Lieferung herbeiführt (Voreinnahme), dagegen die spätere Bareinnahme erfolgsunwirksam läßt, sowie in entsprechender Weise die Entstehung einer VerbindUchkeit beim Wareneinkauf (Vorausgabe). Man erhält demnach fünf Kontotypen, die als Zablungskonten sämtlich Bestandskonten sind und in Analogie zu den entsprechenden Posten der Jahresbilanz folgendermaßen gedeutet werden können:
Geld als Gesamtheit der Barzahlungs-Konten
Voreinnahmen als Gesamtheit aller anuzipativen Aktiva i. w. S.
Rückeinnahmen als Gesamtheit aller transitorischen Aktiva i. w. S.
Vorausgaben als Gesamtheit aller antizipativen Passiva i. w. S.
Rückausgaben als Gesamtheit aller transitorischen Passiva i. w. S.
Die Bewertung erfolgt nach Kosiolmit dem pagatorischen Wert, der entweder ein Anschaffungs oder Herstellungswert oder bei Aufwandsantizipation ein Tageswert sein kann. Durch je gesonderte Summation der Beträge der fünf Kontentypen erhältman unter Berücksichtigung des Erfolgs-als Saldogröße eine Bewegungsbilanz, durch je besondere Saldierung der fünf Kontentypen unterBerücksichtigung des Erfolgs-eine »Veränderungsbilanz. Durch Additionder Anfangsbestände der fünf Kontentypen und den Beträgen der entsprechenden Veränderungsbilanz gelangt man schließlich zur Beständebilanz.
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