(= RICARDO-HAYEK-Effekt) von Friedrich A. von HAYEK (1893-1992) eingeführte Bezeichnung für die von David RICARDO (1772-1823) formulierte These, dass ein Anstieg des Lohnniveaus die Unternehmer veranlaßt, Arbeit durch Maschinen zu substituieren und vice versa. HAYEK zufolge ergibt sich der RICARDO-Effekt als Schlußfolgerung aus dem von RICARDO analysierten Phänomen, dass bei einer Änderung des Lohnniveaus die Profitabilität von Produktionszweigen, in denen Arbeit und Kapital in unterschiedlichen Proportionen (bzw. Kapital von unterschiedlicher Dauerhaftigkeit) eingesetzt wird, entsprechend variiert und es daher langfristig zu Veränderungen in der Struktur der relativen Preise kommen muß. RICARDO zeigte, dass die relativen Preise im allg. verteilungsabhängig sind und dass durch eine Lohnerhöhung diejenigen Güter, die überdurchschnittlich arbeitsintensiv erzeugt werden, im Vergleich zu unterdurchschnittlich arbeitsintensiven Gütern im Preis steigen.
HAYEK wandte RICARDOs Argumentation auf die Analyse des Konjunkturzyklus an (Überinvestitionstheorien). HAYEKs Analyse bezieht sich also nicht auf die komparativ-statische Analyse von langfristigen Gleichgewichtspositionen, sondern auf die kurzfristigen Effekte von Veränderungen der relativen Preise auf die Profitabilität unterschiedlicher Produktionsmethoden. HAYEK zufolge ist bei einer Reallohnerhöhung der Einsatz von arbeitsintensiven Produktionsmethoden (bzw. die Produktion von Gütern, die überdurchschnittlich arbeitsintensiv erzeugt werden) zunächst weniger profitabel als die Produktion unterdurchschnittlich arbeitsintensiver Güter. Bei einer Erhöhung des Reallohn-Zins-Verhältnisses werde daher die Kapitalintensität der Produktion oder (in der Sprache der Österreichischen Kapitaltheorie) die durchschnittliche Produktionsperiode steigen, d.h. die Länge der Zeit, für die das Kapital durchschnittlich in der Produktion gebunden ist. Im Konjunkturaufschwung (bei Vollauslastung der Kapazitäten und Vollbeschäftigung der Arbeitskräfte) erhöhen sich wegen des Anstiegs der Konsumnachfrage die Konsumgüterpreise, und folglich fallen bei konstanten (oder langsamer steigenden) Geldlohnsätzen die Reallöhne. Dies muss nach HAYEK die Profitabilität arbeitsintensiver Produktionsmethoden relativ zu kapitalintensiven Produktionsmethoden erhöhen, so dass sich die gesamtwirtschaftliche Investitionsnachfrage verringert, was zum Umschwung der Konjunktur beiträgt. HAYEKs Analyse und Interpretation des RICARDO-Effekts hat zahlreiche Debatten ausgelöst, u.a. mit Nicholas KALDOR und John R. HICKS.
Nach David Ricardo ist der Nettobeschäftigungseffekt der Einführung von Maschinen negativ. Die mit der Herstellung der Maschinen verbundenen Beschäftigungsgewinne gleichen die mit der Verwendung der Maschinen verknüpften Beschäftigungsverluste nicht aus. Frühe Formulierung der Freisetzungsthese (Wachstumsgleichgewicht).
Literatur: Moss, L.S., Vaughn, K.I. (1986). von Hayek, F.A. (1969)
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