Begriff der historischen Schule zur Charakterisierung von Wirtschaftssystemen; vor allem von Werner Sombart und Arthur Spiet-hoff entwickelt. Nachgewiesen werden soll, dass es Bedingungen wirtschaftlichen Zusammenlebens gibt, die bei aller Vielfalt der wirtschaftlichen Erscheinungsformen und des geschichtlichen Wandels eine arteigene Gestaltung des Wirtschaftslebens, einen Wirtschaftsstil, verkörpern. Es gibt nach Spiethoff so viele volkswirtschaftliche Lehren, wie sich Wirtschaftsstile unterscheiden lassen. Die Volkswirtschaftslehre wird deshalb als "geschichtliche", "realistische" oder "anschauliche" Theorie aufgefasst, die zeitlich und räumlich an den jeweiligen Wirtschaftsstil gebunden ist. Unterschieden wird davon die "reine" Theorie, die als unverzichtbares Hilfsmittel der Stilforschung angesehen wird. Wirtschaftsstilen und —Wirtschaftsstufen ist das Denken in Querschnitten des geschichtlichen Wirtschaftslebens gemeinsam. Unterschiedlich ist die Betonung des Entwicklungsaspekts, wobei die Stufentheoretiker ebenso wie die Formationentheoretiker des —Marxismus davon ausgehen, dass sich jede Volkswirtschaft zwangsläufig von einer niedrigen zu einer höheren und schliesslich zu einer höchsten Stufe entwickelt. Typisch dafür sind z. B. die Stufenfolge "Natural-, Geld- und Kreditwirtschaft" von Bruno Hildebrand und die Formationenfolge von Karl Marx: "Urgesellschaft, Sklavenhaltergesellschaft, Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus". Diese Auffassung steht, wie Walter Eucken nachgewiesen hat, im Widerspruch zur Variabilität und Offenheit des Entwicklungsprozesses und hemmt die Erkenntnis der geschichtlichen Wirklichkeit. Auch die Vertreter der Wirtschaftsstillehre, insb. Sombart, betonen, dass es in der historischen Folge der Wirtschaftssysteme keinen gesetzlichen Ablauf gibt, sondern nur gewisse Regelmässigkeiten und eine "Häufung der Wirtschaftssysteme" (etwa mit den Erscheinungsformen "Eigenwirtschaft, Dorfwirtschaft, Handwerk, Kapitalismus und Sozialismus"). Das dominierende Wirtschaftssystem sei dann charakteristisch für die jeweilige Wirtschaftsepoche. Der Wirtschaftsstillehre ist es nicht gelungen, mit den herausgearbeiteten Begriffen und Kategorien die spezifischen Grundstrukturen von Wirtschaftssystemen zu erfassen und auf dieser Grundlage ihre Funktionsweise in der Realität zu erklären. Einen Weg dazu haben Eucken und die Freiburger Schule in der Lehre von den Ordnungsformen gewiesen. Literatur: Eucken, W., Die Grundlagen der Nationalökonomie, 8. Aufl., Berlin u. a. 1965. Schachtschabel, H. G. (Hrsg.), Wirtschaftsstufen und Wirtschaftsordnungen, Darmstadt 1971.
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