Im zeitlichen Verlauf unterliegen die Auftragseingänge, die Produktion und die Beschäftigung einer Branche oft spezifischen, vom gesamtwirtschaftlichen Konjunkturverlauf teilweise abweichenden zyklischen Schwankungen (Marktdynamik). Ungeachtet dessen durchläuft jeder Konjunktur- Zyklus einer Branche im Idealfall vier Phasen: Den Branchenaufschwung, - boom, -abschwung (Rezession) und die Branchendepression (Talsohle). In der Aufschwungsphase steigen die Produktion und der Absatz einer Branche stark an, und die Arbeitslosigkeit nimmt ab. Oft steigt die Nachfrage in einer Branche so sehr, dass diese kurzfristig nicht gedeckt werden kann. Die Folge sind Preissteigerungen und eine stärkere Nachfrage auf den jeweiligen Beschaffungsmärkten, wo auch prompt die Rohstoffpreise und die Löhne steigen. Die Investitionen zur Kapazitätserweiterung führen zu einer erhöhten Kapitalnachfrage und damit einhergehend zu Zinssteigerungen. Die bereits gestiegenen Preise und Faktorkosten haben i.d.R. einen Rückgang der Exporte und einen Anstieg der Importe zur Folge. In diesem Stadium ist der Höhepunkt (Boom) erreicht. Eine Abnahme von Auftragseingängen kann durch preisgünstigere ausländische Wettbewerber noch verstärkt werden. Hinzukommen kann ferner ein Technologie- und Qualitätsvorsprung. Aufgrund dieses Nachfragerückgangs stagnieren die Investitionen, und die im Aufschwung geschaffenen Kapazitäten werden nicht mehr ausgelastet, die Gewinnerwartungen der Unternehmer sinken, es wird zunehmend mehr desinvestiert, indem die „Über“-Kapazitäten abgebaut und Arbeitskräfte freigesetzt werden. Die Rezession setzt ein. Das „Angstsparen“ führt - in einer Gesamtschau - zu einer erhöhten Liquidität der Banken und damit zu fallenden Zinsen. Duch den Kapazitätsabbau sinken zumindest teilweise die Kosten und die Preise. Die Importe werden zunehmend teurer und die Exporte billiger. Der Abschwung kommt zum Stillstand (Depression). Durch den Preisverfall erhöht sich die Nachfrage in einer Branche, da der reale Geldwert zunimmt. Ein erneuter Branchenaufschwung setzt ein unter der Voraussetzung, dass Rationalisierungseffekte zu einer günstigeren Kostenstruktur und dann zu Preisreduzierungen führen und/oder neue Technologien in Produktion bzw. Produkten eine zusätzliche Nachfragestimulierung bewirken. Es erscheint einleuchtend, dass gerade die Rezession viele Unternehmungen vor Probleme stellt, da der Realeinkommensschwund der Kunden mit einem Nachfragerückgang einhergeht. Dieser ist besonders in Gebrauchsgüterbranchen stark ausgeprägt, während in der Verbrauchsgüterindustrie weniger eine mengenmäßige Nachfragereduzierung zu verzeichnen ist, als vielmehr ein stärker ausgeprägtes Preisbewusstsein bei den Käufern (Preisverhalten). Unter diesem Gesichtspunkt kann es also auch in einer Rezession zu einem unterschiedlichen Verlauf von Branchenkonjunkturen kommen: Grundnahrungsmittel als typische inferiore Güter können dann - um Kosten bzw. Ausgaben durch Substitutionsprodukte zu reduzieren - z. B. in Relation stärker nachgefragt werden als höherwertige Ver- oder Gebrauchsgüter.
Literatur: Stobbe, A., Gesamtwirtschaftliche Theorie, Berlin, Heidelberg 1975. Woll, A., Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 10. Aufl., München 1990.
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