(SE-VO, subsidiär öSEG, subsidiär öAG-Recht). Definition, Wesen, Gesellschaftszweck, Firma: Die Europäische (Aktien)Gesellschaft/Societas Europaea (SE) gehört wie die EWIV und die SCE zur Gruppe der gemeinschaftsrechtlichen Gesellschaftsformen, ist der Rechtsform einer AG nachgebildet und soll Unternehmenszusammenschlüsse und Konzernbildungen innerhalb Europas erleichtern, um bestehendes wirtschaftliches Potenzial optimal auszuschöpfen. Anders als die österreichische AG kann die SE deshalb auch nicht von jedermann gegründet werden, sondern setzt das Bestehen von Gesellschaften mit Sitz in unterschiedlichen Mitgliedstaaten voraus. Die SE beruht primär auf der EG-Verordnung Nr. 2157/2001 (SE-VO). Nicht oder nur unvollständig geregelte Bereiche haben die Mitgliedstaaten in nationalen Ausführungsgesetzen näher zu bestimmen (Österreich hat zu diesem Zweck das öSEG erlassen). Im Übrigen (so etwa in Bezug auf Rechnungslegung oder Kapitalerhöhung und Kapitalherabsetzung) kommt das AG-Recht des jeweiligen Sitzstaates zur Anwendung (Art 9 SE-VO). Die SE selbst ist als juristische Person mit selbständigem Vermögen und eigenen Rechten und Pflichten konzipiert. Die Gesellschafter haften für die Verbindlichkeiten der SE nur bis zur Höhe der von ihnen übernommenen Einlage (Art 1 SE-VO). Bei Gründung der SE sind mindestens EUR 120.000 an Kapital zu zeichnen (Art 4 Abs 2 Art SE-VO). Die Firma der SE muss zwingend den Zusatz „SE” enthalten (Art 11 SE-VO). Im Übrigen gelten die firmenrechtlichen/aktienrechtlichen Regelungen des Sitzstaates (Art 9 SE-VO). Die Firma einer SE mit Sitz in Österreich kann daher einen Hinweis auf den Gegenstand des Unternehmens (Sachfirma) oder den Namen eines oder aller Gesellschafter enthalten (Personenfirma). Auch das Führen einer Fantasiefirma oder das Verwenden der Geschäftsbezeichnung ist möglich.
Literatur: Barnert/Dolezel/Egermann/Illigasch, Societas Europaea. Das Handbuch für Praktiker in Deutsch/Englisch, Manz Verlag (2005); Kalss/Hügel (Hrsg), Europäische Aktiengesellschaft. SE-Kommentar. SE-Verordnung, SE-Gesetz, Arbeitnehmerbeteiligung, Steuerrecht, Linde Verlag (2004); Krejci, Heinz, Gesellschaftsrecht, Band II: Kapitalgesellschaften, Genossenschaften, Vereine, Privatstiftungen, Manz Verlag (2006); Mader, Peter, Kapitalgesellschaften, 5. Auflage, Orac-Rechtsskriptum, Verlag LexisNexis ARD Orac (2006); StraubelAicher (Hrsg), Handbuch zur Europäischen Aktiengesellschaft, Verlag Österreich (2005). Weiterführende Informationen siehe auch Quellenverzeichnis (Bücher, Zeitschriften und Internetadressen) beim Stichwort „ Gesellschaftsformen, österreichische”. Siehe auch Gesellschaftsrecht, Europäisches (mit Literaturangaben).
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