Empfehlungen
A   B   C   D   E   F   G   H   I   J   K   L   M   N   O   P   Q   R   S   T   U   V   W   X   Y   Z  
  Home Top 10 Fachbereiche News Hilfe & FAQ
 

Führungsstil-Typologien

Die Frage nach dem Verhalten des Führers wurde in der Führungsforschung zunächst mit Hilfe von Typologien zu beantworten versucht. Danach werden die ver­schiedenen Arten von - Führungsstilen als Idealtypen verstanden, d.h. sie beschreiben Verhaltensmuster nicht von realen, sondern von ausgedachten Führern. Traditionell werden vor allem die folgenden vier Führungsstile unter­schieden:
· Der patriarchalische Führungsstil: Hier han­delt es sich um die Übertragung der traditionellen Vaterfigur in der Familie auf den Betrieb. Kenn­zeichen sind der uneingeschränkte Herrschafts­anspruch auf der einen Seite und die Fürsorge­verpflichtung gegenüber den Geführten auf der anderen Seite. In der Organisationsstruktur ist le­diglich eine Entscheidungsinstanz vorgesehen. Dieser Führungsstil findet sich vorwiegend in kleinen und mittleren Unternehmen.
· Der charismatische Führungsstil: Der cha­rismatische Führer gründet seinen Herrschafts­anspruch auf außergewöhnliche Eigenschaften. Auch hier besteht ein uneingeschränkter Herr­schaftsanspruch. Dagegen bekennt sich der cha­rismatische Führer nicht zur Fürsorge verpflich­tet; er verlangt ja von den Geführten auch Opfer­bereitschaft. Sein Beitrag besteht darin, dass er den Geführten in Aussicht stellt, sie aus einer Notlage herauszuführen bzw. sie einem künfti­gen “Heilszustand” näher zu bringen. In ausge­prägter Form ist der charismatische Führer in er­ster Linie als Staatsführer sowie in religiösen Gruppen anzutreffen. Schon angesichts der ge­setzlichen Regelungen sind einer charismati­schen Führung in Wirtschaftsunternehmen von vornherein gewisse Grenzen gesetzt. Besonders in Krisensituationen sind aber auch hier Führer mit charismatischen Züge anzutreffen.
· Der autokratische Führungsstil: Bei diesem Führungsstil tritt an die Stelle der Person des Führenden ein institutionalisierter Führungsap­parat, bei dem nachgeordnete Instanzen die Ent­scheidungen des Autokraten durchsetzen. Die Machtbefugnisse des Führers sind uneinge­schränkt.
· Der bürokratische Führungsstil: Wie beim autokratischen Führungsstil besteht auch hier ein Führungsapparat. Jedoch tritt hier an die Stelle der Willkür des Autokraten ein System von Rege­lungen, denen sich nicht nur die Geführten son­dern auch die Führer zu unterwerfen haben.

Führungsstil-Typologien

Die traditionellen Führungsstile basieren durch­weg auf Max Webers Typologie der Herrschafts­ansprüche, die zwischen legaler, traditionaler und charismatischer Herrschaft unterscheidet. Neben der verbreiteten Zweier-Unterscheidung in autoritären und kooperativen Führungsstil wird oft auch eine Dreier-Unterscheidung gemacht und als dritter Führungsstil die Laissez-faire-Führung genannt. Bei diesem Führungsstil exi­stiert kein ausgeprägtes Vorgesetztenbild mehr. Der Vorgesetzte beschränkt sich darauf, eine Si­tuation zu schaffen, in der gearbeitet werden kann, z.B. indem er die erforderliche Kommuni­kation mit den anderen - Abteilungen herstellt und aufrechterhält. Die Wahl der Arbeitsmetho­den und die Bestimmung der Arbeitsziele werden der Arbeitsgruppe überlassen.
Die Laissez-faire-Führung kann als Grenzfall ei­ner Führung überhaupt angesehen werden, weil dabei nur noch eingeschränkt von einer Verhal­tensbeeinflussung gesprochen werden kann. Statt einzelne Führungsstile isoliert zu unter­scheiden, gehen Percy H. Tannenbaum/Schmidt von einem Kontinuum des Führungsverhaltens aus: Das in der Praxis beobachtbare - Füh­rungsverhalten ordnen sie nach dem Grad der Entscheidungsfreiheit der Mitarbeiter einem Kon­tinuum zu, dessen Endpunkte auf der einen Seite die extrem autoritäre und auf der anderen Seite die extrem partizipative Führung sind (siehe die Abbildung oben).
Das richtige (= situationsgerechte) Führungsver­halten ist nach Tannenbaum/Schmidt abhängig von bestimmten charakteristischen Merkmalen
· des Vorgesetzten: seinem Wertsystem, Ver­trauen in die Mitarbeiter, Führungsqualitäten;
· der Mitarbeiter: Erfahrung in der Entschei­dungsfindung, fachliche Kompetenz, Bedürfnis­se, Problemengagement;
· der Situation: Organisationsstruktur, Art des Problems, zeitlicher Spielraum.
Jede unterschiedliche Konstellation der Charak­teristiken aus diesen drei Gruppen erfordert ein unterschiedliches Führungsverhalten. Es gibt al­so keinen Führungsstil im Sinne eines von der Situation unabhängigen Verhaltensmusters. Daraus folgt die Empfehlung, ein Vorgesetzter solle darauf achten, dass er die verschiedenen Einflußfaktoren realistisch einschätzt und sich entsprechend flexibel verhält. Mit dieser Empfeh­lung geht der Ansatz von Tannenbaum/Schmidt über die situationsunabhängige Betrachtung von Führungsstilen.

Vorhergehender Fachbegriff: Führungsstil | Nächster Fachbegriff: Führungsstile



  Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken

   
 
 

   Weitere Begriffe : Medialeistungswerte | Gütezeichen | Stellenbildung

   Praxisnahe Definitionen

Nutzen Sie die jeweilige Begriffserklärung bei Ihrer täglichen Arbeit. Jede Definition ist wesentlich umfangreicher angelegt als in einem gewöhnlichen Glossar.

  Marketing

  Definition

  Konditionenpolitik

   Fachbegriffe der Volkswirtschaft

Die Volkswirtschaftslehre stellt einen Grossteil der Fachtermini vor, die Sie in diesem Lexikon finden werden. Viele Begriffe aus der Finanzwelt stehen im Schnittbereich von Betriebswirtschafts- und Volkswirtschaftslehre.

  Investitionsrechnungen

  Marktversagen

  Umsatzsteuer

   Beliebte Artikel

Bestimmte Erklärungen und Begriffsdefinitionen erfreuen sich bei unseren Lesern ganz besonderer Beliebtheit. Diese werden mehrmals pro Jahr aktualisiert.

  Cash Flow

  Bausparen

  Fremdwährungskonto


     © 2023-2024 Wirtschaftslexikon24.com       All rights reserved.      Home  |  Datenschutzbestimmungen  |  Impressum  |  Rechtliche Hinweise
Aktuelles Wirtschaftslexikon