Ein aus dem sozialwissenschaftlichen Begriff der Gratifikation abgeleitetes, allgemeines Prinzip der Motivation, das dem lnteraktionsparadigma zugrundeliegt. Ganz in der Denktradition der Theorie des Nutzens stehend, postuliert es, dass die motivationalen Antriebskräfte des Verhaltens von Individuen und Organisationen in erwarteten oder vorweggenommenen Belohnungen oder Bestrafungen bestehen und dass generell soziale Austauschprozesse sich im Kontext des Strebens nach Belohnungen und der Vermeidung von Bestrafungen vollziehen.
Auf der Grundlage dieses Prinzips wird Verhalten als die Resultante einer interdependenten Konstellation der Merkmale einer handelnden Person oder Organisation auf der einen und ihrer Umwelt auf der anderen erklärt, und dementsprechend hängt es ganz von den in einer konkreten Situation wirksamen Faktoren der handelnden Person bzw. Organisation ab, was als eine positive oder negative Gratifikation empfunden wird.
“Gratifikationen lassen sich auch als Anreize und Beiträge, Nutzen und Kosten oder auch - im Falle positiver Gratifikationen - als Güter auffassen, wobei man unter einem Gut alles verstehen kann, was für Individuen bzw. Organisationen einen Wert besitzt, so dass dessen Gewinnung Individuen bzw. Organisationen zu belohnen und dessen Entzug sie zu bestrafen vermag. Die Gratifikationen (Güter, Anreize usw.), auf die die Erwartungen der in (Marketing-) Austauschprozessen involvierten Parteien gerichtet sind, können sehr vielfältig sein und beschränken sich keineswegs nur auf die auf einem ,Markt\' angebotenen wirtschaftlichen Güter. Generell können hier tangible, d.h. greifbare Güter (z.B. Sachgüter) und intangible (ideelle, symbolische) Güter (z.B. Anerkennung, Selbstachtung, Zeit) in Betracht kommen.” (Hans Raffee, Klaus Peter Wiedmann und Bodo Abel)
vgl. Kapazitätsprinzip
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