Pseudomarktlösung für das Problem der optimalen Allokation -\' öffentlicher Güter. Benannt nach dem schwedischen Ökonomen Erik Robert LINDAHL (1891-1960), der dieses Konzept erstmalig vorstellte (1919), wird hier auf der Grundlage allokativer - Effizienz jedem Wirtschaftssubjekt eine hypothetische individuelle Nachfragekurve zugeordnet. Werden diese Nachfragekurven aggregiert, so determinieren sie sowohl das optimale Niveau der Versorgung mit dem öffentlichen Gut als auch den Preis, den jedes Individuum tatsächlich dafür zu bezahlen hat. Diese Preise, auch als benefit-Preise bezeichnet, reflektieren die individuelle Zahlungsbereitschaft bzw. den Grenznutzen (marginal benefit), den ein Individuum aus einer zusätzlichen Einheit öffentlichen Gutes erzielt. Das LINDAHL-Gleichgewicht bzw. die LINDAHL-Lösung kann anschaulich dargestellt werden (Abb.):
In einer Zwei-Personen-Wirtschaft werden Nachfragekurven für jedes der beiden Individuen konstruiert und spiegeln so deren Nachfrage nach dem öffentlichen Gut (X) bei verschiedenen hypothetischen Versorgungsniveaus wider. Diese Nachfragekurven werden zu einer aggregierten Nachfragekurve addiert, durch die, gemeinsam mit der Angebotskurve, das optimale Versorgungsniveau (X*) für das öffentliche Gut ermittelt wird. Die Wirtschaftssubjekte bezahlen dann genau denjenigen Preis für das öffentliche Gut, der gemäss der individuellen hypothetischen Nachfragekurven ihrem Grenznutzen (GN\' bzw. GN2) entspricht, den sie aus dem optimalen Versorgungsniveau erzielen. Der Fiskus erhält dabei als Gesamterlös die Fläche (GN\' + GN2) X*. Obwohl der Ansatz von LINDAHL eine dezentralisierte, nicht politische Lösung für das Problem der optimalen Versorgung mit öffentlichen Gütern sicherstellt, ist er mit einigen gravierenden Nachteilen behaftet. Zunächst ist seine mangelnde Praktikabilität zu nennen: Die LINDAHL-Lösung basiert auf der kritischen Annahme, dass der Fiskus die individuellen Nachfragekurven kennt. Da diese Nachfragekurven jedoch hypothetisch und somit nicht beobachtbar sind, ist dieser Ansatz für praktische Zwecke wenig brauchbar. Weiterhin ist zu fragen (Knut WICKSELL, 1896; Paul A. SAMUELSON, 1954), welchen Anreiz ein Individuum haben sollte, seine wahren - Präferenzen zu äußern, wenn es daraufhin entsprechend besteuert wird. Die Versuchung, eine geringere als den tatsächlichen Präferenzen entsprechende Nachfrage anzugeben, dürfte kaum zu vermeiden sein. Schließlich sind in diesem Zusammenhang die Probleme des Trittbrettfahrerverhaltens (free-riding) und der Anreizkompatibilität (incentive compatibility) zu nennen. Jedes Individuum hat einen Anreiz, seine Nachfrage zu gering anzugeben, wenn es feststellt, dass dies, isoliert betrachtet, keinen Einfluss auf die Gesamtversorgung mit dem öffentlichen Gut hat. Verhalten sich jedoch alle Individuen so, dann ergibt sich ein suboptimales Versorgungsniveau und die allokative Effizienz ist nicht mehr gewährleistet. Während LINDAHL sein Konzept ursprünglich zur Analyse der Staatstätigkeit entwickelte, d.h. zur Ermittlung des angemessenen Ausmaßes staatlicher Aktivitäten und der Verteilung der dabei entstehenden Kosten, hat sein Ansatz einige Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Externalitäten, der öffentlichen Güter und der Staatsausgaben hervorgebracht. Als bedeutendste Erweiterung der LINDAHL-Lösung ist diejenige von Duncan K. FOLEY (1970) zu nennen, der diesen Ansatz in ein ARROW-DEBREUSystem integrierte. Literatur: Brümmerhoff, D. (1996). Foley, D. (1970)
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