Unter Mis-Management versteht man die Vernachlässigung oder die bewußte Fehlsteuerung von Personal- und/oder Sachaufgaben mit der Absicht, persönliche Vorteile durch die Organisation und ihre Mitglieder zu erzielen. Mis-Management ist die Vernachlässigung von Führungsaufgaben im personellen Bereich und die Verletzung des Prinzips der Wirtschaftlichkeit als Folge nicht sachgerechter Entscheidungen. Das Mis-Management hat seine Ursachen in aller Regel in der Persönlichkeit des Managers.
Der “Mis-Manager” ist zum Vorgesetzten nicht quaimzien, entwicKeit iegQcn mitunter eine “politische Intelligenz”, die es ihm ermöglicht, Positionen zu erringen und zu festigen und sich gegenüber anderen Bewerbern und Rivalen durchzusetzen. Er schafft sich seine - Legitimation durch die formale Stellung in der Organisation und durch eine “Anhängerschaft” (Lobby), die ihm folgt, weil sie sich von ihm die Erfüllung persönlicher Ziele erhofft.
So entstehen - Cliquen und - Koalitionen innerhalb der Organisation, die sich zu Machtblöcken ausweiten können mit der Folge, dass in alle Personal- und Sachentscheidungen stets Gruppen- und Hierarchie-Interessen einfließen. Zwei Erscheinungsformen des Mis-Management treten besonders häufig auf:
(1) Cäsarismus: Ein Verhalten, das durch die Dominanz des Macht- und Herrschaftsmotivs gekennzeichnet ist. In der Motivstruktur des Cäsaristen spielt das Streben nach Macht eine so bedeutende Rolle, dass alle anderen Motive dahinter zurückgedrängt werden.
In der betrieblichen Praxis spricht man von “Karrieristen”, d.h. von Menschen, deren Handlungen und Entscheidungen primär darauf ausgerichtet sind, ihre persönlichen Machtbefugnisse dadurch auszuweiten, dass sie in der Machtpyramide “höher klettern”. “Pyramidenkletterer” werden meist durch folgende Symptome charakterisiert:
· Egoismus, Rechthaberei und Intoleranz gegenüber unterstellten Mitarbeitern, autoritäres Führungsgehabe und ein ausgeprägtes Mißtrauen.
· Risikoscheu: Sie sind unfähig und unwillig, Entscheidungen zu treffen, die mit Risiken verbunden sind: Eine Fehlentscheidung könnte den persönlichen Erfolg in Frage stellen. Sie konzentrieren sich daher intensiv auf die strukturierten Entscheidungen innerhalb der Organisation. Ihre mangelnde Sachkompetenz überdecken sie mit der strengen Beachtung von Formalitäten, denen sie mehr Aufmerksamkeit schenken als dem sachlichen Inhalt ihrer Aufgaben.
(2) Infantilismus: Typische Kennzeichen sind:
· Ausgeprägtes Imponiergehabe, das sich in einer Vielzahl äußerer Symbole offenbart: Kleidung, Automarken, Ausstattung des Büros etc.
· Symbole spielen eine wichtige Rolle (und seien es nur Belobigungen, die sie beispielsweise anläßlich eines Vertreterwettbewerbes erhielten
und die nun in Leder gerahmt den Schreibtisch zieren).
· Überhöhte Statusansprüche: Der Infantile fordert ständig nach Ehrerbietungen und sichtbaren Beweisen des Untertanentums (GesslerSyndrom).
· Der infantile Typus zeichnet sich auch dadurch aus, dass er für jede Fehlleistung zugleich die Schuldigen kennt und benennt, d.h. er sucht für sein Versagen stets andere, da er zu eigener Persönlichkeitsanalyse nicht fähig ist. Die Einsicht in die Möglichkeit eigenen Versagens ist ihm verwehrt.
· Seine Legitimation leitet er aus einer starken Bürokratie- und Technologie-Gläubigkeit ab. Wachstumsraten und Erfolgsziffern sind die dominierenden Leitideen seines Verhaltens; über den Sinn derartiger Handlungen kann er nicht reflektieren.
Beim Mis-Management entsteht kein Vertrauensverhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeitern. Das Herrschaftsverhältnis funktioniert nur kraft formeller Organisation und Vereinbarung (“Dienstanweisung”). Die Mitarbeiter verlieren jedes persönliche Engagement und fähige Mitarbeiter und Führungskräfte verlassen das Unternehmen. Tendenziell entsteht auf allen Ebenen der Organisation ein ausgeprägtes Absicherungsstreben mit der Folge, dass keine innovativen Entscheidungen gefällt werden (“Dienst nach Vorschrift”).
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