kooperative Zusammenschlüsse von Handelsunternehmen, die für ihre Mitglieder - namentlich Fachgeschäfte - die marktwirksamen Synergieeffekte großbetrieblicher Dispositionsmöglichkeiten umzusetzen versuchen, um so zur Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit und zur Stärkung ihrer Wettbewerbskraft beizutragen. Die nach Branchenzugehörigkeit, Orgamsationsform und Integrationsgrad sehr verschiedenartigen Verbundgruppen waren ursprünglich überwiegend auf die Wahrnehmung handelsspezifischer Grundfunktionen, wie insb. auf den gemeinsamen Wareneinkauf und die damit verbundenen allgemeinen Koordinierungsaufgaben fixiert (Einkaufsgemeinschaft); sie haben jedoch zwischenzeitlich weitgehend das Selbstverständnis zentralgeleiteter Unternehmenskooperationen mit umfangreichen beschaffungs- und absatzpolitischen Aktivitäten angenommen sowie den Gegenstand ihrer Zusammenarbeit und Mitgliederbetreuung auf so gut wie alle Funktionsbereiche und Gestaltungsfelder der Handelsbetriebsführung ausgedehnt (Full- Service-Organisationen). Die zur Charakterisierung der (genossenschaftlichen oder privatwirtschaftlichen) Organisationsformen von Verbundgruppen verwendeten Bezeichnungen, wie „ Einkaufsgenossenschaften“ , „ Einkaufsverei- nigungen“, „Einkaufsverbände“ u.a., sind insofern nur noch bedingt zutreffend, da sie mit ihrer Betonung der Einkaufsfunktion zwar den traditionellen und nach wie vor bedeutendsten Leistungsbereich der Warenwirtschaft ansprechen (Vertragslieferanten, Bezugspreise/Konditionen, Zentralregulierung/Delkredere, Rückvergütungen/Bonussystem), nicht jedoch die darüber hinaus in Anspruch zu nehmenden Leistungsangebote. Diese sollen nicht nur grundsätzliche, in Sonderheit betriebsgrößenspezifische Defizite (kleinbetrieblicher) Handelsbetriebsführung auszugleichen versuchen (Erfahrungsaustausch, Betriebsvergleich, betriebswirtschaftliche Beratung, Aus- und Fortbildung, Kalkulationshilfen usw.), sondern auch zu einer qualifizierten Bewältigung der unmittelbar marktbezogenen Aufgabenstellung verhelfen (Markt- und W areninformationen, Standortberatung, Warenbörsen, Ladengestaltung, Werbung, Verkaufsförderung usw.). Hinzu kommt der grundsätzliche Wandel im beschaffungs- und absatzstrategischen Verhalten der Verbundgruppen, wie er mit den Stichworten „Zentralisierung“, „Vertikalisierung“, „Differenzierung“ und „Internationalisierung“ charakterisiert werden kann und zwar: Zentralisierung im Sinne der Übertragung konzeptionsprägender Funktionen auf die „Systemköpfe“ der Verbundgruppen bei entsprechender Neugestaltung der organisatorischen Strukturen und ihrer gesellschaftsrechtlichen Absicherung, Vertikalisierung im Sinne eines stufen- übergreifenden Marketings, das die Trennung zwischen funktionsreinen Bereichen des Großhandels und des Einzelhandels zugunsten ihrer Integrierung in das Gruppenkonzept aufgibt und insofern auch die Etablierung kooperationseigener Filial-, Franchise- und Regiesysteme vorsieht, Differenzierung im Sinne einer aktiven und innovativen Sortiments- und Betriebstypenpolitik, diedenMitgliedern ein Leistungsprofil der Verbundgruppe vorgibt, das es nach Maßgabe der standortspezifisch jeweils angezeigten Angebots- und Betriebsformenkonzepte möglichst angemessen von den kooperierenden Einzel- handelsunternehmen oder widrigenfalls in eigener Regie umzusetzen gilt (Regiebetrieb) und Internationalisierung, im Sinne einer systematischen Ausdehnung der Betätigungsfelder der Verbunogruppe auf ausländische Märkte, die auch die Zusammenarbeit mit anderen, ähnlich engagierten Verbundgruppen bzw. mit Handelsgruppen außerhalb des Kooperationsbereiches, wie z.B. Filialsystemen und Warenhauskonzernen, einbezieht. Die Verbundgruppen in der Bundesrepublik Deutschland sind vom Mitgliederkreis her derzeit noch überwiegend mittelständisch strukturiert. Die Jahresumsätze der kooperierenden Einzelhandelsunternehmen liegen zwischen weniger als 250.000 EUR und mehr als 25 Mio. EUR, schwerpunktmäßig jedoch im Bereich zwischen 500.000 EUR und 5 Mio. EUR, wobei die von ihnen über die jeweiligen Zentralen regulierten Umsätze (Einkaufskonzentration), aber auch ihre Umsatzanteile am gesamten Inlandsabsatz sowie die entsprechenden Beschaffungsanteile am Inlandsangebot branchenmäßig deutlich differieren (vgl. Tab. sowie Betriebsformen des Einzelhandels, Tab. 1).
Literatur: Batzer, E.; Lachner, ].; Meyerböfer, W., Die handels- und wettbewerbspolitische Bedeutung der Kooperationen des Konsumgüterhan- dels, Ifo-Studien zu Handels- und Dienstleistungsfragen, Nr. 36, Bd.I, II und III, München 1989. Tietz, B.; Mathieu, G., Das Kontraktmarketing als Kooperationsmodell. Eine Analyse für die Beziehungen zwischen Konsumgüterindustrie und Handel, Köln u.a. 1979. Tietz, BMathieu, G., Das Franchising als Kooperationsmodell für den mittelständischen Groß- und Einzelhandel, Köln u.a. 1979.
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