(Mortalität) bezeichnet in der Statistik und den Sozialwissenschaften allgemein das Verhältnis der in einem bestimmten Zeitraum gestorbenen Personen (im Normalfall ohne Totgeborene) zur durchschnittlichen Gesamtzahl des erfassten Personenkreises. Das einfachste Mass der Sterblichkeit ist die absolute Zahl der Sterbefälle. Dieser Indikator der Sterblichkeit wird jedoch von Grösse, Altersaufbau- und Geschlechteraufbau einer Bevölkerung bestimmt; er eignet sich dementsprechend wenig für räumliche und zeitli- che Vergleiche. Diesem Mangel wird durch die Berechnung von standardisierten Sterbeziffern zu begegnen versucht. Bei der Allgemeinen Sterbeziffer werden die Gestorbenen eines Jahres auf 1000 Personen der mittleren Bevölkerung des gleichen Jahres bezogen. Die Allgemeine Sterbeziffer ist jedoch nach wie vor von der —Altersstruktur einer Bevölkerung abhängig; so hat z.B. eine Bevölkerung mit einem hohen Anteil alter Menschen eine ceteris paribus höhere Sterbeziffer als eine Bevölkerung mit einem hohen Anteil junger Menschen, auch wenn die Sterblichkeitsverhältnisse innerhalb der einzelnen Altersgruppen bei beiden Bevölkerungen gleich hoch sind. Zumeist werden deshalb auch alters-und geschlechtsspezifische Sterbeziffern berechnet, d. h. die Zahl der männlichen und weiblichen Gestorbenen eines bestimmten Alters auf 1000 Lebende der entsprechenden Klasse bezogen. Eine tiefergehende Analyse der Sterblichkeit ermöglichen Sterbetafeln. Diese geben an, wie eine Kohorte von 100000 gleichzeitig geborenen Personen absterben würde, wenn sie im Laufe ihres Lebens denjenigen altersspezifischen Sterblichkeitsverhältnissen unterliegen würde, die im Beobachtungsjahr in den einzelnen Altersgruppen einer konkreten Bevölkerung zu verzeichnen sind. Der bekannteste Kennwert einer Sterbetafel, der die Sterblich- keitsverhältnisse zusammenfassend be- schreibt, ist die durchschnittliche (mittlere) Lebenserwartung eines Neugeborenen. In Deutschland ist es säkular betrachtet zu einem erheblichen Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung Neugeborener gekommen. Nach den Sterblichkeitsverhältnissen von 1870/80 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung männlicher (weiblicher) Neugeborener 35,6 (38,5) Jahre; bis 1986/88 stieg die Lebenserwartung in der Bundesrepublik auf 72,2 (78,7) Jahre an. Für die zukünftigen Jahre wird ein weiterer, wenn auch nur leichter, Anstieg der Lebenserwartung vermutet. Literatur: Wingen, M., Bevölkerung, in: Staatslexikon, Bd. I, 7. Aufl., Freiburg i.Br. 1985, Sp. 748 ff.
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