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Humankapitaltheorie

Bildung und Ausbildung werden analog zu Investitionen in Realkapital als Investition in das immaterielle Kapital der erworbenen, wirtschaftlich verwertbaren Kenntnisse, Fähigkeiten und Verhaltensweisen gesehen, die das individuelle Arbeitsvermögen (human capital), die Produktivität als Arbeitskraft und damit das Einkommen erhöhen. Ausbildungsentscheidungen stellen damit Portfolio- entscheidungen im Hinblick auf das Vermögen der privaten Haushalte dar und müssen positive Ertragsraten in Form eines höheren künftigen Arbeitseinkommens (neben Erträgen nicht-monetärer Art) erwarten lassen. Die Humankapitaltheorie will damit zugleich eine Theorie der Bildungsnachfrage und eine Theorie der personellen Einkommensverteilung liefern. Als gesamtwirtschaftlicher Bestand des im Arbeitskräftepotential verkörperten Arbeitsvermögens ist das Humankapital zunächst in Modelle der Zurechnung des wirtschaftlichen Wachstums auf verschiedene Wachstumsfaktoren einbezogen worden. Bei stärkerer Zunahme im historischen Prozess gegenüber dem Bestand an Realkapital wurde dem Wachstum des Humankapitals ein hoher Anteil am "unerklärten Rest" des Wirtschaftswachstums zugeschrieben. Die Kern-Fragestellung der Humankapitaltheorie betrifft die Rentabilität von Bildungsinvestitionen, die sich in qualifikationsspezifischen Einkommensdifferenzen, d.h. im Zusammenhang von Arbeitseinkommen der Erwerbstätigen und erworbener Bildungsqualifikation, sowie in einem typischen Verlauf der Lebenseinkommenskurve niederschlägt. Mit der Erklärung der Ungleichheit von Arbeitseinkommen durch Bildungsinvestitionen gehört die Humankapitaltheorie zur Gruppe angebotsorientierter Ansätze der  Verteilungstheorie. Die Rentabilität von Bildungsinvestitionen begründet sich aus dem postulierten Zusammenhang der erworbenen Qualifikation von Arbeitskräften mit ihrer Produktivität im Rahmen der Produktion. Das einfache Schätzmodell für den Zusammenhang von Bildung und Einkommen auf der Grundlage absolvierter Schuljahre der Erwerbstätigen wurde in detaillierteren Einkommensfunktionen durch eine Anzahl ausbildungsbezogener (Qualität der Ausbildung, Weiterbildung u.a.) und anderer Erklärungsfaktoren (Begabung, Geschlecht, Religion, soziale Herkunft, Rasse, Mobilität, Gesundheit etc.) erweitert. Obwohl diesen anderen Faktoren ein erheblicher Einfluss auf das Einkommen zukommt, bleibt doch ein Grossteil des Erklärungswertes der Variable ,Bildung* erhalten. Umstritten ist jedoch, inwieweit in der Variable Bildung auch indirekte, nur über den Schulerfolg vermittelte Einflussfaktoren der Ungleichheit der Verteilung zum Ausdruck kommen. Bezogen auf die individuellen (gesellschaftlichen) Kosten der Ausbildung können die abdiskontierten Differenzen im bildungsspezifischen Lebens-Einkommens-Profil für verschiedene Qualifikationsgruppen zur Grundlage der Berechnung individueller (sozialer) Ertragsraten der Ausbildung dienen. Für den humankapitaltheoretischen Ansatz zur Erklärung der Einkommensungleichheit ist der Einfluss von Bildung auf die Produktivität der Arbeitskräfte entscheidend. Nachfrageorientierte Erklärungsansätze stellen diese Grundlage der Bildungs-Einkommens-Bezie- hung eher in Frage ("Screening"-Hypothese bzw. Filter-Modell, Ansatz der Arbeitsplatzkonkurrenz, Hierarchiemodelle). Umstritten ist auch der Einfluss des Prozesses der Bildungsexpansion auf die Ungleichheit der Einkommensverteilung (verringerte personelle Ungleichheit durch Abbau bildungsspezifischer Einkommensdifferenzen bzw. langfristige Stabilität der Verteilung der Arbeitseinkommen). Neben anderen Anwendungsgebieten ist das Humankapital auch in eine erweiterte Faktor- proportionen-Erklärung der Struktur des internationalen Handels einbezogen worden, wo sich Spezialisierungsvorteile der fortgeschrittenen Industrieländer bei "humankapitalintensiven" Gütern zeigen (Faktorproportionen- theorie).               Literatur: Hüfner; K. (Hrsg.) Bildungsinvestitionen und Wirtschaftswachstum, Stuttgart 1970. Blaug, M., The Empirical Status of Human Capital Theory, in: Journal of Economic Literature, Vol. 14 (1976). Clement, W (Hrsg.), Konzept und Kritik des Humankapitalansatzes, Berlin 1981. Becker, G. S., Human Capital, 2. Aufl., New York 1975.

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