Die Verhaltensweise kann nach Ragnar Frisch und Erich Schneider die Marktform prägen. Dabei wird unterstellt, daß die Verhaltensweise für die Preispolitik entscheidend ist. Schneider unterscheidet in seiner Theorie der Verhaltensweise zwei Typen des Verhaltens:
1. Ein Unternehmer rechnet damit, daß sein Absatz nur von seinen eigenen preispolitischen Maßnahmen und dem Verhalten der Käufer, nicht dagegen auch von den Konkurrenzunternehmungen abhängt. In diesem Fall verhält sich der Unternehmer monopolistisch.
2. Ein Unternehmer rechnet damit, dass sein Absatz nicht nur von seinen eigenen preispolitischen Maßnahmen und dem Verhalten der Käufer, sondern auch von den Konkurrenzunternehmungen abhängt. In diesem Fall verhält sich der Unternehmer konkurrenzgebunden. Im Fall des konkurrenzgebundenen Verhaltens unterscheidet Schneider noch, ob das Verhalten relativ stark oder relativ schwach konkurrenzgebunden ist, so daß eine "homogene" beziehungsweise "heterogene" Konkurrenz vorliegen kann. Diese beiden Formen des konkurrenzgebundenen Verhaltens unterteilt er noch weiter in das "polypolistische" und das "oligopolistische" Verhalten des Unternehmers.
Während das traditionelle Marktformen-schema und das Triffinsche Koeffizien ten-system auf Marktgegebenheiten aufbauen, löst Schneider seine Verhaltensweisen davon und stellt auf Erwartungen ab. Es ist bei einer Würdigung der Theorie der Verhaltensweisen zu berücksichtigen, daß die angegebenen Verhaltensweisen weitgehend mit den konkreten Marktverhältnissen übereinstimmen werden.
Handeln (Aktion und Reaktion) eines Wirtschaftssubjektes im Wirtschaftsprozess in bezug auf die Marktgegenseite und auf die Marktnebenseite (Konkurrenten, Parallelprozess). Die Verhaltensweise hängt ab von objektiven Gegebenheiten (ordnungspolitische Spielregeln, Verhalten der Marktpartner) und Einstellungen der Akteure (Dispositionen und Erfahrung). In Anlehnung an den norwegischen Nationalökonomen Ragnar Frisch kann unterschieden werden in: · polypolistisches, · konjekturales und · oligopolistisches Verhalten. Diese unterschiedlichen Verhaltensweisen lassen sich mit Hilfe des Preis-Reaktionskoeffizienten (dp2/dp1) veranschaulichen. Dieser Koeffizient gibt an, welche Reaktion der Unternehmer 1 in bezug auf die Wirkung einer eigenen pretialen Aktion beim Unternehmer Z erwartet (bei polypolistischem und konjekturalem Verhalten) bzw. tatsächlich eintritt (bei oligopolistischem Verhalten). Bei einer polypolistischen Verhaltensweise geht der einzelne Akteur davon aus, dass seine Konkurrenten auf seine Aktionen nicht reagieren. Die Interdependenz zwischen Aktion und Reaktion ist für ihn undurchsichtig, d. h. der Preis-Reaktions-Koeffizient ist Null (Politik der Preisabhängigkeit). Konjekturales Verhalten liegt dann vor, wenn der einzelne Akteur erwartet, dass die Marktteilnehmer auf seine Aktion reagieren, und er versucht, diese Reaktion bei seinem eigenen Handeln zu antizipieren. Für den Preis-Reaktions-Koeffizienten ergibt sich in einer solchen Situation dp2/dpi = c 0, wobei c eine erwartete Grösse ist (Politik der Preisunabhängigkeit). Gelingt dem Wirtschaftssubjekt die Identifikation der Aktions-Reaktions-Verbundenheit (kausale Beziehung zwischen seiner Aktion und der Reaktion der anderen) und kann er mit Gewissheit davon ausgehen, dass seine Marktpartner auf seine Aktion in einer ganz bestimmten Weise reagieren, d.h. dp2/ dpi = m = Gewissheitswert, so handelt es sich um ein oligopolistisches Verhalten. In diesem Fall wird er bei seiner Aktion die Reaktion seiner Marktpartner antizipieren. Literatur: Heuss, E., Allgemeine Markttheorie, Tübingen, Zürich 1965. Krelle, W, Preistheorie, I. und II. Teil, 2. Aufl., Tübingen 1976. Oberender, P., Industrielle Forschung und Entwicklung, Bern, Stuttgart 1973.
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