Die Technologie-S-Kurve folgt der empirischen Erkenntnis, dass die Leistungsdaten vieler Techniken - sowohl über die Zeit betrachtet als auch über den kumulierten Forschungs- und Entwicklungsaufwand -einen S-förmigen Verlauf beschreiben (vgl. Brockhoff, 1999a, S. 185ff.). Die Leistung von Produkt- und/oder Prozesstechnologien verändert sich in Abhängigkeit von dem kumulierten Forschungs- und Entwicklungsaufwand in Form einer S-Kurve (vgl. Obersicht 131).
Die Technologie-S-Kurve ist als Analyseinstrument zur Abbildung des Status quo der Technologieentwicklung relevant. Im internationalen Kontext ist sie insbesondere im Zusammenhang mit der Frage der Verlagerung der Forschung und Entwicklung ins Ausland von Bedeutung.
Befindet sich beispielsweise die Technologie des Unternehmens in Punkt A auf der Technologie-S-Kurve, dann kann durch einen zusätzlichen Einsatz von Forschung und Entwicklung eine überproportionale Steigerung der Leistung der ProduktVPro-zesstechnologie erreicht werden (Technologiereserven).
Im Punkt B der Technologie-S-Kurve sind die Leistungsgrenzen der bisherigen Technologie weitgehend ausgeschöpft. Für das Unternehmen besteht die Option eines Technologieparadigma-Wechsels. Hierunter versteht man die Konzentration auf Schrittmachertechnologien, von denen man erwartet, dass sie zukünftig das Wettbewerbsgeschehen einer Industrie bestimmen werden. Dies setzt oft einen Obergang zu einer neuen Organisationsstruktur, zu neuen Produktionsprozessen voraus, so dass das Effizienzniveau der neuen Technologie i.d.R. niedriger ist als das der bisher verwandten. Das Unternehmen bewegt sich von Punkt B zum Punkt C der Technologie-S-Kurve hin (in Ausnahmefällen von B nach E).
Eine weitere Option besteht in der Verlagerung der Forschung und Entwicklung ins Ausland. Ist im Ausland das Ausgangskostenniveau niedriger als im Inland, dann bewegt sich die Technologie-S-Kurve, bei gleichem Forschungs- und Entwicklungsaufwand wie im Inland, auf einem höheren Leistungsniveau und hat unter Umständen einen steileren Anstieg. Letzteres ist der Fall bei effizienteren Forschungs- und Ent-wicklungsaklivitäten im Ausland als im Inland.
Anwendungsvoraussetzungen des Analyseinstruments der Technologie-S-Kurve liegen darin, dass
- das Unternehmen weiß, wo es sich auf der Technologie-S-Kurve befindet
- das Unternehmen abschätzen kann, wann die Grenze der eigenen Technologie erreicht ist und wann der Druck von Seiten innovativer Konkurrenten besonders groß wird. Gerade die Abschätzung der Technologiegrenze erfordert die Implementierung eines Frühwarnsystems (Früherkennung, strategische).
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