Charakteristikum der Entscheidungsfindung im - Management japanischer Unternehmen ist die Schaffung eines Organisationsklimas, in dem Marathon-Sitzungen und endlos verlaufende Entscheidungsprozesse nicht als Last sondern als wünschenswert oder notwendig empfunden werden, um aus der Gemeinsamkeit Kraft und Begeisterung zu schöpfen. Kyodotai ist die japanische Bezeichnung für die harmonische, organische Zusammenarbeit einer Gemeinschaft bei gegenseitiger verständnisvoller und freundschaftlicher Unterstützung.
Langwierige Verhandlungen und komplexe Entscheidungen reifen im japanischen Management im Bereich des Kyodotai. Das Kyodotai trägt so dazu bei, rational inkompatible und konfliktträchtige Bereiche der Organisation emotionell so zu integrieren, dass die getroffenen Entscheidungen durch die Gesamtheit der Unternehmung, nicht nur durch ihr Management, getragen werden. Der Entscheidungsfindung kommt so nach der Formulierung von H. Koboyashi ein beinahe “zeremonieller Charakter” zu, der die Einstimmung der Gruppe auf einen meist einstimmigen Beschluss durch zahlreiche, langwierige Konferenzen erfordert. Mehrheitsbeschlüsse werden vermieden, weil sie gegen das Postulat der Harmonie verstoßen. Derartige Beratungen und Besprechungen (kaigi) tragen allerdings einen Gruppencharakter und dienen nicht — wie meist in westlichen Firmen — der Selbstdarstellung und Imagepflege einzelner Persönlichkeiten.
Im günstigen Falle führt schließlich das seikatsu kyodotai nach den Worten von M. Tsuda zu einer Situation, in der “check and balance is often better explained emotionally than logically. Zugleich entsteht im Umfeld persönlicher Vertrautheit und gewachsener Bindungen ein Gemeinschaftsgefühl, das letztlich Entscheidungen hervorzubringen vermag, die endlich einstimmig (matomarie) gefaßt, mit großer Solidarität und gemeinsamer Kraft (isshokenmei) realisiert werden.
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