konjunkturelle Zyklen in der Lagerhaltung von Rohstoffen und Fertigwaren. Ihre Bedeutung für die - Konjunktur ist darin zu sehen, dass die Lagerveränderungen mehr zur Amplitude der Konjunkturschwankungen beitragen als irgendein anderes Nachfrageaggregat; Lagerveränderungen werden demgemäss als wichtige Ursachen kurzfristiger Konjunkturschwankungen (KITCHIN-Zyklen) gesehen.
Ralph G. HAWIREY (1913) betonte als erster, dass niedrige - Zinsen und niedrige Rohstoffpreise in der Rezession Lagerspekulation und damit einen expansiven Prozess auslösen, der sich umkehrt, wenn Zinssätze und Preise im Aufschwung steigen. Die neoklassische Synthese erklärte die zyklische Variation der Lagerbestände ähnlich dem - Akzeleratorprinzip: Ein Rückgang (im Zuwachs) der Endnachfrage setzt sich über unfreiwilligen Lageraufbau bei Händlern und Großhändlern und überproportionalen Rückgang der Bestellungen bis zu den Produzenten fort; Produktionseinschränkungen führen über Entlassungen und sinkende Einkommen zu weiterem Nachfragerückgang. Wenn die unfreiwilligen Lager abgebaut sind und ein dem niedrigen Nachfrageniveau entsprechendes Niveau der Lagerbestände erreicht ist, können die dann wieder einsetzenden Aufträge der Händler einen expansiven Prozess auslösen. Lloyd A. METZLER (1941) stellte diesen Prozess mit Hilfe von Differenzengleichungen modellmäßig dar. Die akzeleratormäBige Erklärung der Lagerschwankungen impliziert ein Nachhinken der Lagerinvestitionen jedenfalls an den oberen Wendepunkten; tatsächlich ist jedoch eher ein Gleichlauf festzustellen. Andere Versuche, die Lagerschwankungen aus der Absicht der Unternehmer zu erklären, die Produktion trotz Schwankungen der Nachfrage kontinuierlich zu gestalten (buffer stock model), oder aus ihrem Bemühen, Lieferunfähigkeit in der Hochkonjunktur zu vermeiden, stehen allerdings in noch größerem Gegensatz zur Empirie, da sie eine antizyklische Entwicklung der Lager implizieren. Demgemäss ist die theoretische Erklärung der Lagerschwankungen eines der ungelösten Probleme der Konjunkturtheorie. Befragungen lassen allerdings vermuten, dass die Unternehmer aus asymmetrischer Risikoeinschätzung in der Hochkonjunktur eine höhere Lager-Umsatz-Relation planen als in der Rezession. Lagerschwankungen wären demgemäss nicht Folge der Nachfrage- oder Angebotsentwicklung, sondern eine exogene Erklärung der Konjunkturschwankungen. Literatur: Tichy, G. (1992). Blinder, A., Holtz-Eakin, D. (1986). Stanback, Th. (1962)
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