In Situationen, in denen die Stabilität des marktwirtschaftlichen Systems bedroht erscheint, versuchen die Unternehmungen durch Strategien auf verschiedenen Ebenen, die einmal erzielte (Teil-)Autonomie gegenüber den individuellen und gesellschaftlichen Ansprüchen und Forderungen zumindest zu bewahren, und zwar nach außen durch - Autonomiestrategien und nach innen durch - Einbindungsstrategien. Beide werden flankiert durch Legitimationsstrategien.
Die extern und intern orientierten Strategien der Herrschaftssicherung werden durch Legitimationsstrategien begleitet, die häufig auch als Unternehmer- bzw. Managerideologien bezeichnet werden:
1. Effizienzthese: Die privatwirtschaftlich organisierte Produktion und - Distribution werden als die effizienteste Form der Lösung des gesellschaftlichen Problems materieller Bedürfnisbefriedigung bezeichnet. Unternehmungen erbringen nicht nur ein marktgerechtes Output, sondern gewähren auch eine leistungsgerechte - Entlohnung für überlassenen Input (Kapital, Arbeit, Material usw.). Darüber hinaus sei die kapitalistische Wirtschaftsweise, wenn sie sich ungehindert von staatlichen und gewerkschaftlichen Eingriffen entfalten kann, ein Garant für steigende Löhne (Lebensstandard), steigende Freizeit, sichere Arbeitsplätze und steigendes Steueraufkommen.
2. These von der Unverzichtbarkeit der Hierarchie: Die asymmetrische Machtverteilung in Unternehmungen wird als legal und notwendige Voraussetzung für eine effiziente Zielerreichung dargestellt. Der Verweis auf die Legalität und organisatorische Notwendigkeit hierarchischer Organisation führt zu deren Akzeptanz. Generell wird zwar Chancengleichheit in bezug auf das Erreichen von herausgehobenen Positionen in der Hierarchie verkündet, de facto wirken jedoch die als Eingangsvoraussetzung geforderten Bildungsnachweise (symbolisiert durch Zeugnisse und Diplome) sowie Loyalitäts- und Fügsamkeitsanforderungen prohibitiv.
3. Mitbestimmungsthese: Aus der Erkenntnis heraus, dass der Kapitalismus nur dann überlebensfähig ist, wenn er schrittweise Zugeständnisse an die ,Systemgeschädigten\' macht, werden der stärksten Gruppe neben den Arbeitgebern, den Arbeitnehmern und deren Interessenvertretern, Partizipationsrechte gewährt und - kooperative Führung angeboten. Auch Mitbestimmung läßt sich hierbei funktional nutzen, indem sie eine Einbindung der Arbeitnehmervertreter in die unternehmerische Verantwortung ermöglicht und somit u.a. die Durchsetzung unpopulärer Entscheidungen erleichtert.
4. Entlastungsthese: Durch die Mystifizierung großer Unternehmer- und Managerpersönlichkeiten (charismatische Führer) wird versucht, die für die Mehrheit der Bürger schwer durchschaubaren Strukturen und Prozesse zu personalisieren, Angst zu reduzieren und Vertrauen zu schaffen.
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