beeinflussen als sozialer Vorgang demographische Prozesse (Bevölkerungsprozess); Eheschliessungen und Ehelösungen besitzen entscheidenden Einfluss auf die Fertilität (Geburtenentwicklung, Fertilitätsökonomik) und damit auf die Entwicklung einer Bevölkerung (Bevölkerungsökonomie). Die statistische Erfassung der Eheschliessungen erfolgt in der einfachsten Form durch die absolute Zahl der Heiratsfälle. Dieser Indikator wird jedoch von Grösse, Alters- und Geschlechteraufbau einer Bevölkerung bestimmt; er eignet sich deshalb wenig für räumliche und zeitliche Vergleiche. Diesem Mangel wird durch die Berechnung von standardisierten Eheschliessungsziffern zu begegnen versucht. Bei der Allgemeinen Eheschliessungsziffer wird die absolute Zahl der Heiratsfälle in einem Beobachtungszeitraum auf 1000 Personen der mittleren Bevölkerung des gleichen Beobachtungszeitraums bezogen. Diese Ziffer ist jedoch nach wie vor von der Altersstruktur einer Bevölkerung abhängig. Zumeist werden deshalb auch alters- und geschlechtsspezifische Heiratsziffern berechnet; hierbei wird die Zahl der in einer Periode eheschliessenden Ledigen eines bestimmten Alters und Geschlechts auf 1000 Personen des gleichen Alters und Geschlechts bezogen. Noch tiefergehende Einblicke in die Heiratsneigung bieten Heiratstafeln. Diese zeigen auf der Basis von Heiratswahrscheinlichkeiten, wie eine Ausgangsmasse Lediger im Verlaufe ihres Lebens durch Heirat aus dem Bestand der Ledigen ausscheidet. Ehelösungen können durch Tod oder gerichtliche Entscheidung (Ehescheidung, Nichtigkeit und Aufhebung der Ehe) Zustandekommen. Zur Messung der Häufigkeit von Ehescheidungen gibt es ebenfalls eine Reihe unterschiedlich differenzierter Masszahlen. In der einfachsten Form kann dies wiederum durch die Erfassung der absoluten Zahl der Ehescheidungen erfolgen. Demgegenüber wird mit der Allgemeinen Ehescheidungsziffer die Zahl der Ehescheidungen einer Periode auf je 10000 Personen der durchschnittlichen Bevölkerung bezogen. Beide Indikatoren ermöglichen nur erste grobe Einblicke. Tiefergehende Analysen der Scheidungshäufigkeit bestehender Ehen ermöglichen Masszahlen, bei der die Zahl der Ehescheidungen eines Zeitraums auf je 1000 bestehende Ehen bezogen werden. Auffallendes Merkmal der langfristigen Entwicklung in Deutschland ist zum einen der verhältnismässig starke Rückgang der Heiratsneigung in der Bundesrepublik seit etwa Mitte der 60er Jahre sowie die zunehmende Scheidungsneigung seit etwa Anfang der 60er Jahre. Literatur: Wingen, M., Bevölkerung, in: Staatslexikon, Band I, 7. Aufl., Freiburg 1985, Sp. 748 ff.
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