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Manchestertum

Im (wirtschafts-) politischen Meinungskampf ist es üblich geworden, die Laissez-faire- Idee mit Manchestertum gleichzusetzen, als Lehre von der absoluten Einfuhr- und Ausfuhrfreiheit, die einseitig die Interessen der Kaufleute und Fabrikanten (eines Landes oder einiger Länder) fördert und soziale Probleme, die im Industrialisierungsprozess (auch in anderen Ländern) auftreten, ausklammert (historische Schule, Kathedersozialismus). Als politische Marksteine auf dem Weg des Manchestertums gelten die Aufhebung der Einfuhrzölle auf Getreide (1846) und der Handelsvertrag (Cobden-Vertrag) zwischen England und Frankreich (1869); beides massgeblich beeinflusst durch die Führer der Anti-Corn-Law-League, Richard Cobden und John Bright (Kattunfabrikanten in Manchester). Übersehen wird in dieser einseitigen (das Gesamtkonzept des Laissez faire verfälschenden) Manchester-Interpretation, dass die Regierung, welche sich diese Politik-Variante zu eigen machte, weitgehend aus Grundbesitzern bestand, die offensichtlich bewusst gegen den eigenen Vorteil (hoher Getreidepreis) handelten. Vorher hatten englische Regierungen bereits die Gewerbefreiheit (1813/14) durchgesetzt, die rechtliche Monopolstellung der grossen Aussenhandelsgesellschaften (1825, 1833) beseitigt, die Armengesetze zur Verbesserung der räumlichen Mobilität der Arbeitskräfte (1834) geändert und Kapitalmarktförderung betrieben; alles Massnahmen, die zeigen, dass auch in der politischen Anwendung - jedenfalls in England - das Prinzip der Gewerbefreiheit im Konzept des Laissez faire-laissez passer Vorrang besass. Andererseits ist nicht zu bestreiten, dass Manchester-Ideologien — im Sinne der umschriebenen verkürzten Auslegung des Laissez faire-Konzepts - in wirtschaftspolitischen Auseinandersetzungen oft einflussreiche Befürworter fanden.          Literatur: Gebrig, H., Die Begründung des Prinzips der Sozialreform, Jena 1914. Kruse, A., Manchesterschule, in: HdSW, Bd. 7, Stuttgart u.a. 1961, S. 113 ff. Rüstow, A., Das Versagen des Wirtschaftsliberalismus, 2. Aufl., Bad Godesberg 1950.

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