Obwohl sich die Wissenschaft über die notwendigen Schritte zum Abbau der Arbeitslosigkeit weitgehend einig ist, folgt die Politik diesen Ratschlägen nicht ohne weiteres. Dass häufig einzelne deregulierende Reformbemühungen am Arbeitsmarkt politisch entweder abgeblockt oder nach einiger Zeit wieder zurückgenommen werden, lässt sich politökonomisch erklären, wenn man die kurzfristigen Gewinner und Verlierer von Arbeitsmarktreformen identifiziert. Ursachenadäquate Reformen beseitigen Privilegien der Arbeitsplatzbesitzer, die in der Regel die politische Mehrheit stellen. Deshalb wird auch hohe Arbeitslosigkeit in einer Demokratie keineswegs schnell und immer abgewählt, da sie vermeintlich im Interesse der Mehrheit ist. Nur ein konsistentes Reformpaket aus beschäftigungsfördernder Politik kann dieses Problem relativ kurzfristig in den Griff bekommen. Ansonsten muss abgewartet werden, bis sich die Situation am Arbeitsmarkt und das wirtschaftliche Wachstum soweit verschlechtern, dass die Arbeitsplatzbesitzer mit ihrer eigenen wirtschaftlichen Lage schließlich so unzufrieden sind, dass sie auch ohne Entschädigungsleistung auf ihre Privilegien verzichten.
Vorhergehender Fachbegriff: Neue Politische Ökonomie | Nächster Fachbegriff: Neue Politische Ökonomik
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|