Lehrsatz zur Analyse von —Aussenhandelsursachen (David Ricardo, 1772-1823), der in Erweiterung des Theorems der absoluten Kostenvorteile (Theorie der komparativen Kosten) die Vorteilhaftigkeit der Aufnahme von Aussenhandel für alle daran beteiligten Länder nachweist, wenn diese sich jeweils auf die Herstellung jener Güter spezialisieren, bei denen sie komparative Kostenvorteile besitzen. Neben der später entwickelten neoklassischen Faktorproportionentheorie bildet das klassische Ricardo-Theorem den zweiten wichtigen Zweig der Theorie der komparativen Kosten. An einem Beispiel mit zwei Aussenhandelsgütern, die in zwei Ländern mit einem Produktionsfaktor (Arbeit) erzeugt werden, lässt sich bei konstanten Stückkosten (gemessen in Arbeitsstunden je Produkteinheit) der Zusammenhang veranschaulichen. Im Beispiel liegen die absoluten Kostenvorteile für beide Güter im Inland. Der ausländische Kostennachteil ist bei Gut X (mit 150%) grösser als bei Gut Y (mit 100%). Diesen Fall bezeichnet man als Situation komparativer Kostenunterschiede. Sie sind darauf zurückzuführen, dass die inländische Arbeitsproduktivität bei der Herstellung von Gut X um 150%, bei Gut Y nur um 100% grösser ist. Erzeugt das Inland (Ausland) im Zuge der Spezialisierung unter Einsatz von 40 h (50 h) eine zusätzliche Einheit des Gutes X (Y), so muss es hierfür auf die Produktion von 1,6 (0,5) Einheiten des Gutes Y (X) verzichten. Dieser Produktionsrückgang kann durch Käufe im Ausland (Inland) kompensiert werden. Dort erfordert die Herstellung von 1,6 (0,5) Einheiten des Gutes Y (X) den Einsatz von 80 h = 1,6 • 50 h (20 h = 0,5 • 40 h) Arbeitsstunden, die durch eine Verminderung der Produktion von Gut X (Y) um 0,8 = 80 h/ 100 h (0,8 = 20 h/25 h) Einheiten freigesetzt werden können. Spezialisieren sich beide Länder auf Güter, bei denen sie komparative relative Kostenvorteile besitzen, so erschliessen sie sich bei gleichzeitiger Aufnahme von Aussenhandel die Möglichkeit zur Realisierung von Aussenhandelsgewinnen durch Steigerung der Weltproduktion. Das Ricardo-Theorem erklärt die Ursachen des Aussenhandels für Güter, bei denen Kostenunterschiede durch Unterschiede in der Arbeitsproduktivität verursacht sind. Dies gilt vor allem für die sog. Ricardo-Güter, wie Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte, bei denen wegen natürlicher Produktionsbedingungen internationale Divergenzen vorliegen. Literatur: Bender, D., Aussenhandel, in: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Bd. 1, 5. Aufl., München 1992, S. 417ff.
Vorhergehender Fachbegriff: Ricardo-Güter | Nächster Fachbegriff: Rich-Media-Banner
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|
|