Ausfluss der Ansicht, dass innerhalb der Kulturwissenschaften eine andere als die am Ziel der Erklärung orientierte Vorgehensweise angebracht ist. Begründet wird dies damit, dass es innerhalb kulturwissenschaftlicher Bereiche darauf ankommt, den Sinn der Phänomene durch einfühlsames Verstehen zu erfassen. Es fragt sich allerdings, ob einem derartigen Argument in methodischer Hinsicht Bedeutung zukommt. Entscheidend ist, ob die auf dem Wege des einfühlsamen Verstehens gefundenen Vorstellungen von der Beschaffenheit der Realität anhand vorfindbarer Tatsachen kontrolliert werden können und wie sie diesen Test bestehen. Bei der Erkenntnisgewinnung ist das einfühlsame Verstehen nur eine von vielen anderen Methoden, die hier zur Anwendung kommen.
Ein Ansatz in der Organisationssoziologie und in der Managementlehre, der davon ausgeht, dass Handeln und Verhalten von Menschen sich nur aus der Analyse von Handlungssituationen verstehen und erklären lassen. “Das Verstehen richtet sich nicht auf die Entdeckung von Gesetzmäßigkeiten, sondern auf die Rekonstruktion von Handlungssituationen. Dabei geht man von der Annahme aus, dass die in bestimmten Situations-MotivationsKonstellationen ergriffenen Handlungsweisen eine gewisse Zwangsläufigkeit haben...” (Heinen/Dietel)
Man versteht also eine Handlungs- oder Verhaltensweise, wenn man die Situation rekonstruiert hat, in der der Handelnde Problem und Kontext wahrgenommen hat. Verstehen und Deuten setzt also voraus, dass man zunächst in der Lage ist, Handlungssituationen anhand bestimmter Dimensionen zu beschreiben. Unter Situation wird dabei die Gesamtheit der objektiv herrschenden und der von den handelnden Individuen wahrgenommenen und erlebten Handlungsbedingungen verstanden. Die subjektive Situation (und damit vor allem verhaltensrelevante Aspekte) wird somit neben der ,objektiven\' zur gleichgewichtigen Erhebungseinheit, um Handeln und Verhalten zu analysieren.
Das Subjekt bildet sich durch selektive Informationswahrnehmung und -verarbeitung ein internes Modell seiner Umwelt, eine subjektive Theorie, und lediglich die wahrgenommenen und akzeptierten Handlungsprämissen werden zu Gegebenheiten der subjektivea Situation. Handeln und Verhalten stellen also orientierte Reaktionen auf wahrgenommene Reize in bestimmten Situationen dar.
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