hat vermutlich seit Mitte des 18. Jh. kontinuierlich, wenngleich nur langsam zugenommen. Seit 1950 ist sie jedoch von ca. 2,5 Mrd. auf 4,4 Mrd. (1980) Menschen so stark angestiegen, dass oftmals vom Beginn eines explosiven oder exponentiellen Wachstums gesprochen wird . Dieses Wachstum wurde entscheidend geprägt durch die Bevölkerungsentwicklung in den unterentwickelten Weltregionen mit Steigerungsraten von teilweise weit über 2% jährlich. Dagegen lagen die entsprechenden Zuwachsraten in den Industrieländern in diesem. Zeitraum im Durchschnitt bei deutlich weniger als 1%. Aufgrund dieser unterschiedlichen Entwicklung wird der Grossteil des bis 2100 prognostizierten Weltbevölkerungswachstums auf das Konto der Entwicklungsländer gehen. Zu diesem Zeitpunkt werden vermutlich zwischen 80% und 90% der Menschheit in dem Gebiet der heutigen Entwicklungsländer leben. Der Anstieg der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2000 wird zumeist auf etwa 6 Mrd. und bis zum Jahre 2100 auf etwa 8,5 bis 13,4 Mrd. geschätzt (vgl. Abb.). Die Bandbreite ergibt sich als Folge unterschiedlicher Annahmen über die Entwicklung der Nettoreproduktionsraten. Das hohe Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern beruht auf einer ungleichgewichtigen Entwicklung der Sterblichkeit und der Fertilität. In den heutigen Industrieländern hat sich innerhalb der vergangenen zwei Jahrhunderte die Lebenserwartung Neugeborener verdoppelt (von ca. 35 auf 70 Jahre); im gleichen Zeitraum hat sich aber auch die Anzahl der Lebendgeburten pro Frau halbiert oder noch stärker verringert (von 4,5 bis 7 auf 2,5 Geburten und darunter). Gemessen an dieser Zeitspanne "importierten" die heutigen Entwicklungsländer die Voraussetzungen für einen Rückgang der Sterblichkeit (medizinisches Wissen und medizinische Güter usw.) quasi schlagartig aus den Industrieländern: Die Lebenserwartung stieg in den Entwicklungsländern nach dem Zweiten Weltkrieg innerhalb von rd. zwei Jahrzehnten ebenfalls auf das Doppelte an, ohne allerdings das Niveau der europäischen Länder zu erreichen. Es kam jedoch zu keinem entsprechend starken Rückgang der Geburtenraten (obwohl deren Entwicklung in den Ländern der Dritten Welt im Durchschnitt ebenfalls rückläufig ist), mit der Folge eines starken Bevölkerungswachstums. Diese Entwicklung dokumentiert, dass zwar die Sterblichkeit in den Entwicklungsländern exogen — durch die Hilfe der Industrieländer gesenkt werden kann, dass jedoch eine entsprechende Verringerung der Fertilität auf kurze bis mittlere Frist einer endogenen sozioökonomischen Entwicklung in diesen Ländern bedarf. Der "Export" von Familienplanungsprogrammen aus den Industrieländern in die Entwicklungsländer führt allein nicht zum Ziel, wie auch die Diskussion dieser Probleme im Rahmen der —Bevölkerungsökonomie, der —Bevölkerungspolitik und der —Fertilitätsökonomik gezeigt hat. Literatur: v. Loesch, H., Stehplatz für Milliarden?, München 1977 Ridker, R. G. (Hrsg.) Population and Development, Baltimore 1976.
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