zeitungs- oder zeitschriftenähnliche Druckschrift mit hohem Anzeigenanteil, die mind. zwölfmal p.a. in regelmäßigen Abständen (meist wöchentlich) und in einem fest umris- senen Gebiet an alle Haushalte kostenlos und unaufgefordert verteilt wird. Im Gegensatz zu Offertenblätterne nthalten Anzeigenblätter einen mit überwiegend lokalen Themen besetzten redaktionellen Teil, der etwa 30% des Umfangs ausmacht. Im Unterschied zu Kundenzeitschriften, die z. T. ähnlich wie Anzeigenblätter aufgemacht sind, werden letztere von Verlagen hergestellt bzw. vertrieben. Mangels Vertriebserlösen ist ein exakter Nachweis der Auflagen und Reichweiten nicht möglich. Aufgrund der Interessenkonflikte mit den Zeitungen sind Anzeigenblätter auch nicht in die IVW aufgenommen. Deshalb haben die beiden Dachorganisationen der Anzeigenblatt-Verleger, der Verleger-Verband Deutscher Anzeigenblätter (VVDA) und die Arbeitsgemeinschaft Anzeigenblätter der Zeitungen (AdZ), eine Auflagenkontrolle durch unabhängige Wirtschaftsprüfer eingerichtet. Nach Angaben des VVDA wurden Mitte 1990 von insgesamt 466 Verlagen 1016 Titel mit einer Gesamtauflage von ca. 56 Mio. Exemplaren vertrieben, wobei 51 Mio. wöchentlich erscheinen. Haupterscheinungsta- ge sind Mittwoch und Donnerstag. Anzeigenblätter werden insb. vom Handel als Werbemedium benutzt (Handelswerbung). Der Nettoanzeigenumsatz betrug 19901,97 Mrd. EUR. Die Vorzüge des Anzeigenblatts als Werbemedium liegen in der Möglichkeit der lokalen und sublokalen Vertriebsfeinsteuerung, der nahezu vollständigen Hauhaltsabdeckung (ca. 95%), die auch einen Kontakt zu Nicht-Zeitungslesern ermöglicht, sowie in den z. T. niedrigen Anzeigenpreisen. Darüber hinaus vermutet man ein gezieltes Interesse des Lesers für Werbeanzeigen, allerdings liegen breit fundierte Studien zur Werbeträgerqualität nicht vor. Mögliche Nachteile sind im Billig-Image des Anzeigenblatts, seinen relativ begrenzten Gestaltungsmöglichkeiten und dem z. T. geringen Service der Verlage zu suchen.
Literatur: Müller, St., Das Anzeigenblatt. Ein neuer Werbeträger im Widerstreit der Interessen, in: MARKETING-ZFP,
5. Jg., Heft 3, (1983), S. 161- 163.
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