handelsstrategische Maßnahmen (Handelsstrategien) der Standortpolitik bei Gefährdung von Standorten, zur langfristigen Sicherung der Entwicklungsfähigkeit der Geschäftsflächen. Eine Standort-Strukturanalyse oder Standort-Evaluation liefert Informationen darüber, ob ein Standort langfristig als gefährdet oder als sicher anzusehen ist (Standortfaktoren). Allgemeine Ziele der Stan dortsicherung umfassen u. a.: die Verbesserung der eigenen Verkaufs- stättenstruktur, die Erhöhung der Attraktivität des Standortes, die Sicherung der Marktführerschaft an diesem Standort. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehört die Expansion oder Umstrukturierung der Flächen. Im deutschen Einzelhandel kann man vier Handelsnetze, unterscheiden, die unterschiedliche Maßnahmen der Standortsicherung erfordern: Das klassische primäre Ladeneinzelhan- delsnetz in Innenstädten und Wohnsiedlungen, ergänzt um innenstadt-orientierte Shopping-Centers. Das neue sekundäre Ladennetz an auto- kundenorientierten Standorten am Rande oder außerhalb von Siedlungsgebieten: dazu gehören v. a. Verbrauchermärkte, SB-Warenhäuser und Fachmärkte sowie die Shopping-Centers auf der „grünen Wiese“. Das tertiäre Netz des Versandhandels und des Direktvertriebs sowie alle sonstigen Formen des Hausverkaufs und der Hausservices, z. B. Heizungs- und Alarmanlagenservice.
4. Das quartäre Netz des Automobilhandels und der Kfz-Werkstätten sowie des Energiehandels. In allen stationären Netzen haben Gastronomiebetriebe und sonstige Dienstleistungsbetriebe ihren Standort. Der Druck auf das primäre Einzelhandelsnetz, v. a. auf die City und auf die Vorstädte, verstärkt sich: durch Zentralitätsverlust als Folge der Aufgabe von Magneten, durch Schwächung der Attraktivität der Betriebstypen in der City wegen fehlender City-Sortimentskultur, durch Entindividualisierung aufgrund der Egalisierung der Innenstädte und Vorstädte als Folge von Großfilialunternehmen mit einheitlichem Auftritt an jedem Standort, so Kannibalismus zwischen City und Vorstadt durch gleiche Fast-food- Betriebe und gleiche Filialen, durch weitere Verschiebung der Proportionen zwischen Handwaren und Autowaren zugunsten der Autowaren, durch zu hohe Mieten und Kostenbelastungen inden Innenstädten, die dort jedes Low-Cost-Konzept von vornherein zunichte machen, durch die teilweise fehlenden, schwachen oder auch nur zu langsamen Konzepte der Kauf- und Warenhäuser, sich den neuen Bedingungen anzupassen. Stärkung erhält das primäre Netz durch zunehmende Integration von SB- Warenhäusern, durch die Nutzung von Warenhäusern für Fachmärkte, durch die Verbesserung der Verkehrsausstattung der Städte. Das sekundäre Netz wird gefördert: durch Veränderung der Siedlungsweise, durch zunehmende Nutzung von Pkw, v. a. auch durch zunehmenden Pkw-Besitz von Frauen, durch Erschließung der Standorte mit privaten und öffentlichen Bus-Services, durch zunehmende Agglomeration zu Großzentren, durch eine verbesserte Marktbearbei- tungspolitik der SB-Warenhäuser und Facnmärkte, durch die Satellitenkonzepte der Superkunden und durch die medialen Aktivitäten. Das sekundäre Netz wird v.a. durch Flächenrestriktionen (§ 11.3 Baunutzungsverordnung) beeinträchtigt.
Literatur: Oehme, W., Handels-Marketing, Aufl., München 1992. Tietz, B., Die Standort- und Geschäftsflächenplanung im Einzelhandel. Ein Beitrag zur regionalen Handelsforschung, Rüschlikon, Zürich 1970.
Vorhergehender Fachbegriff: Standortrisiko | Nächster Fachbegriff: Standortsicherungsgesetz
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|
|