sozial relevante Aspekte der betrieblichen Struktur. Üblicherweise wird zwischen formeller und informeller Struktur unterschieden. Die formelle Struktur ist Intention und/ oder Ergebnis des Organisationsplans; dabei werden Positionen sowie Verbindungen zwischen Positonen unabhängig von konkreten Personen, die jeweils Inhaber dieser Positionen sind, festgelegt (formelle Rollen- und Funktionsstrukturen). In der Realität weicht jedoch die tatsächliche Sozialstruktur eines Betriebes unter dem Einfluss informeller Prozesse von den intentionalen Strukturmustern und Ordnungsprinzipien ab. Der Begriff der informellen Struktur umfasst im weitesten Sinne alle strukturellen Muster, die nicht formell festgelegt sind, insb. die Affektstruktur, informelle Machtstrukturen, informelle Kommunikationsnetze, informelle Normen in Gruppen, Erwartungsstrukturen, Aspekte des Betriebsklimas usw. Alle realen Strukturmuster im Betrieb sind daher eine Legierung aus organisationalen Vorgaben und informellen Faktoren. Die Kommunikationsstruktur thematisiert das Ausmass formeller und informeller Kanäle, die Kanalanzahl, die Verknüpfung von Kanälen, Funktion und Richtung der Kanäle, ihre Effizienz sowie mögliche Störungen und ihre Beseitigung. Besondere Beachtung findet auch die Frage der Zentralität, nämlich unter welchen Bedingungen zentrale und dezentrale Kommunikationsnetze effizienter sind. Die Affektstruktur behandelt das Ausmass der Sympathie/Antipathie, das die Gruppenmitglieder untereinander empfinden. Diese Aspekte sind weitgehend durch die Forschungen zum Betriebsklima und Organisationsklima abgedeckt, beziehen jedoch auch direkte Interaktionen (zum Arbeitskollegen, zum Vorgesetzten etc.) ein. Die Rollenstruktur des Betriebes ist im wesentlichen durch die Aufgabenstruktur definiert, erstreckt sich jedoch zusätzlich auf jene Erwartungen, die im Rahmen der betrieblichen Interaktion, zumal in der Arbeitsgruppe, bestehen (z.b. loyales Verhalten). Die soziolo- gische Analyse der Rollenbeziehungen bedient sich hier bestimmter rollentheoretischer Konzepte zur Erklärung von Rollenkonflikten, Rollenstress oder Rollenunsicherheit. Die Statusstruktur eines Betriebes wird angesprochen, wenn soziale Rollen (z.B. Angestellte, Arbeiter, Prokuristen usw.) bewertet werden. Es entsteht auf diese Weise eine Art betrieblicher Sozialschichtung. Verbindet sich der betriebliche Status mit Macht bzw. Autorität, so entsteht die Macht- oder Autoritätsstruktur, die das besondere Charakteristikum der Unternehmenshierarchie darstellt. Unter humanistischen, jedoch auch unter Effizienzgesichtspunkten wird hierbei häufig die Frage einer Glättung steiler Hierarchien diskutiert. Für eine Heterarchisierung sozialer Strukturen (auch im Sinne der Dezentralisierung) sprechen vor allem auch systemtheoretische Erwägungen: zentrale Instanzen sind bei komplexeren Problemstellungen schneller überfordert als kooperative, dezentralisierte heterarchische Sozialstrukturen.
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