Material und Rohstofforientierung liegt vor, wenn als Standortfaktoren bei der Standortwahl die Kosten und Sicherheit der Materialversorgung dominieren. Bei gegebener Versorgungssicherheit und gegebenem Absatzpotential (Absatzorientierung) beeinflußt die Standortwahl über Transportentfernungen im wesentlichen die Transportkosten des Materials und der Fertigprodukte. In diesem Fall nimmt mit zunehmendem Gewichtsverlust (Differenz zwischen dem Transportgewicht des Materials und der Fertigprodukte) die Materialorientierung (Standortnähe zu Beschaffungsorten) gegenüber der Absatzorientierung (Standortnähe zu Absatzorten) zu. Diese Tendenz wird durch unterschiedliche Transporttarife für Material (z. B. Wagenladungstarife) und Fertiggüter (z. B. Stückguttarife) eingeschränkt. So sind in der Vergangenheit Schwerindustrien vornehmlich in den Kohlerevieren entstanden (Kohle als 100%iges Gewichtsverlustmaterial), heute bei Verwendung von Importkohle auch in Hafennähe (Westküste Europas). Bei der Wahl regionaler » Standorte spielt die Rohstofforientierung für Weiterverarbeiter von land-, weidewirtschaftlichen und Fischereiprodukten (z. B. Zuckerindustrie, Konservenindustrie) eine Rolle. Vor allem für Groß Unternehmen der chemischen Industrie wird die Wahl internationaler Standorte auch durch die Notwendigkeit der Sicherung der Rohstoffversorgung aus dem Ausland bestimmt (z. B. Verlagerung von »Veredelungsstufen« aus dem Inland an den Ort der Rohstoffgewinnung).
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