Zu diesen auch als "Neuer Institutionalis- mus" bezeichneten Theorieprogrammen zählen verschiedene und in den letzten drei Jahrzehnten teils separat entwickelte Ansätze wie die Property Rights-Theorie Eigentumsrechte), die ökonomische Theorie des Rechts, die Transaktionskostentheorie, die Theorie des institutioneilen Wandels oder die ökonomische Theorie der Verfassung. Deren Etikettierung als "neue" Institutionentheorie soll einerseits die Unterschiede gegenüber dem alten Institutionalismus signalisieren, als dessen Schwachpunkt die mangelnde theoretische Fundierung der Institutionenanalyse kritisiert wird. Zum anderen ist der neue Institutionalismus darauf ausgerichtet, das institutionelle Vakuum der herrschenden neoklassischen Ökonomie auszufüllen. Dabei soll jedoch das Instrumentarium der neoklassischen Mikroökonomie für die Institutionenanalyse genützt werden. In diesem Bestreben kommt das ökonomische Erklärungselement zum Ausdruck. Gemäss der neoklassischen Methodik werden sowohl der Wandel als auch die Wirkungen von Institutionen systematisch auf Kosten-Nutzen-Kalküle rational handelnder Individuen zurückgeführt. Als grundlegende Erkenntnisziele sind erstens die Erklärung der Entstehung und des Wandels von Institutionen (choice of rules) und zweitens die Erklärung der Wirkungen von Institutionen (choice within rules) unterscheidbar. Institutionen sind dabei identisch mit den Regeln oder Normen für das Verhalten von Individuen in sich wiederholenden und mehrpersonellen, also sozial interdepen- denten Entscheidungssituationen. Sie verdichten meist bewährte Verhaltensmuster, entlasten von der Notwendigkeit, stets neu und situationsbezogen entscheiden zu müssen, begründen soziale Verhaltenserwartungen und damit wechselseitiges Vertrauen, das wohl raum- und zeitunabhängig knappste Gut im menschlichen Zusammenleben. Kurzgefasst basiert die ökonomische Institutionentheorie also auf der Einsicht, dass Institutionen ein knappes Gut sind und somit wie andere Güter einer ökonomischen Analyse zugänglich und mit dem gleichen mikroökonomischen Instrumentarium analysierbar sind. In der ökonomischen Analyse wird individuelles Verhalten durch die jeweiligen Präferenzen, die Entscheidungsalternativen und die Restriktionen modelliert. Annahmegemäss wägt das ökonomisch rationale Individuum Nutzen und Kosten der Alternativen ab und entscheidet sich innerhalb der vorgegebenen Restriktionen für diejenige Alternative, die seinen Präferenzen am besten entspricht. Institutionen lassen sich bei diesem Verhaltensmodell verschieden berücksichtigen. Wird nach den Verhaltenswirkungen gefragt, bietet es sich an, Institutionen in Form von Restriktionen zu behandeln, die spezifische Alternativen zulassen oder aber ausschliessen. Sollen dagegen die Entstehung oder der Wandel von Institutionen erklärt werden, können sie als Mittel erfasst werden. In diesem Zusammenhang erscheinen sie als knappes Gut, dessen Produktion und Bereitstellung von individuellen Nutzen-Kosten-Überlegungen bestimmt wird. Darin ist sicherlich die wichtigste methodische Eigenart der ökonomischen Institutionentheorie zu sehen. Diese Einsicht hat dazu geführt, dass die Ordnungs- oder Institutionentheorie für Ökonomen wieder interessant geworden ist. Die zweite Neuerung besteht in der Einsicht, dass Institutionen häufig die Merkmale eines öffentlichen Gutes haben, weshalb die Entstehung und der Wandel von Institutionen interessante Untersuchungsobjekte für die Theorie öffentlicher oder kollektiver Güter eröffnen (Theorie des institutionellen Wandels). Literatur: Leipold, H., Neuere Ansätze zur Weiterentwicklung der Ordnungstheorie, in: Jahrbuch für Neue Politische Ökonomie, Bd. 8 (1989), S. 13 ff. Richter, R., Sichtweise und Fragestellung der Neuen Institutionenökonomik, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Bd. 110 (1990), S. 571 ff.
Die Neoklassik erklärt wirtschaftliches Handeln unter der Annahme vollkommener Information. Unter dieser Bedingung ist der Markt das effiziente Tausch- und Organisationsinstrument im Rahmen der volkswirtschaftlichen Arbeitsteilung.
Aufbauend auf der Neoklassischen Theorie erkennt die Neue Institutionenökonomik die grundlegenden Prämissen des methodologischen Individualismus und des rationalen Handelns an. Die Neue Institutionenökonomik abstrahiert jedoch von der Annahme der vollkommenen Information, indem sie ökonomische Zusammenhänge anhand der realistischeren Annahmen unvollkommenen und veränderbaren Wissens und unvollständiger Voraussicht erklärt. Den betrachteten Akteuren wird insofern nur eine begrenzte Rationalität und eine Neigung zu opportunistischem Verhalten unterstellt. Aus diesen Verhaltensannahmen resultieren Motivations- und Koordinationsprobleme. Diese Probleme gilt es durch die Schaffung von Institutionen, bspw. eine Unternehmung, zu bewältigen.
Während die Neoklassik Institutionen als gegeben und unveränderlich ansieht, beschäftigt sich die Neue Institutionenökonomik mit der Entstehung sowie der Funktion und dem Wandel von Institutionen. Die Forschungszweige der NIÖ setzen sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit Institutionen auseinander und lassen sich anhand der Art der untersuchten Institutionen unterschieden:
Institutionen der Wirtschaft:
Die Prinzipal-Agenten-Theorie analysiert, wie sich Anreizstrukturen innerhalb von Organisationen auf Entscheidungsträger auswirken, und versucht Gestaltungsempfehlungen zur Verhinderung des opportunistischen Missbrauchs von Informationsasymmetrien aufzuzeigen. Die Transaktionskostentheorie sucht die effiziente, d.h. die produktions- und transaktionskostenminimale, Organisationsform zur Einbettung von Transaktionen.
Institutionen des Rechts:
Die Property Rights Theorie erklärt, welchen Einfluss die Verteilung von Verfügungsrechte auf das wirtschaftliche Handeln von Individuen hat.
Institutionen der Politik:
Die Neue Politische Ökonomie (Public-Choice-Theorie) beschäftigt sich mit politischen Entscheidungsprozessen unter Berücksichtigung der Eigennutzenmaximierung aller Beteiligten. Die Verfassungsökonomik analysiert Probleme, die bei der Transformation einer informellen in eine formelle Institutionen auftreten.
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