inverse Beziehung zwischen Nominallohnsteigerungsrate gw und Arbeitslosenquote u (originäre Phillips-Kurve) bzw. zwischen Inflationsrate gpi und Arbeitslosenquote u (modifizierte Phillips-Kurve). Die nach Alban W. Phillips (1958) benannte Kurve beherrschte die stabilitätspolitische Diskussion der 60er Jahre, weil sie auf einen Zielkonflikt (trade-off) zwischen. Preisniveaustabilität (gpi 0) und Vollbeschäftigung (u 0) hinzudeuten schien (vgl. Abb.). Ein solcher Zielkonflikt kann nur bei negativer Neigung und stabiler Lage der kurzfristigen Phillips-Kurve KPK auftreten. Bisher ist jedoch für kein einziges Land eine eindeutig negativ geneigte und im Zeitablauf stabile Phillips-Kurve nachgewiesen worden. Auf Dauer scheint vielmehr die Tendenz zu einer langfristigen Phillips-Kurve LPK vorzuherrschen, die senkrecht über der sog. "natürlichen" Arbeitslosenquote verläuft (vgl. Abb.). Hierbei handelt es sich um den strukturell bedingten Teil der Arbeitslosigkeit, der mit geld- und fiskalpolitischen Mitteln nicht beeinflussbar ist und daher sowohl bei absoluter Preisniveaustabilität (gpi = 0) als auch bei jedem beliebigen inflatorischen Gleichgewicht (gpi = gpf) zu verzeichnen wäre. Die Behauptung, dass Vollbeschäftigung nur bei einer bestimmten Höhe der Inflationsrate erreichbar sei und Preisniveaustabilität mit einer bestimmten Höhe der Arbeitslosenquote erkauft werden müsse, lässt sich nicht mehr aufrechterhalten, wenn sich die kurzfristige Phillips-Kurve KPK entlang der langfristigen Phillips-Kurve LPK auf und ab bewegt. Diese Instabilität lässt sich mit einem häufigen. Wechsel des Inflationstempos und der dadurch ausgelösten Dynamik von -Inflationserwartungen erklären. Fällt nämlich die tatsächliche Inflationsrate gpi höher (niedriger) als die zuvor erwartete Inflationsrate gfn aus, so erhöht (vermindert) sich die Inflationserwartung für die Folgeperiode, und die kurzfristige Phillips-Kurve KPK verschiebt sich nach oben (unten). Sobald im langfristigen Gleichgewicht die tatsächliche mit der zuvor erwarteten Inflationsrate übereinstimmt, weicht auch die tatsächliche Arbeitslosenquote u nicht mehr von der "natürlichen" Arbeitslosenquote u ab. Auf längere Sicht ergibt sich bei den jährlichen Kombinationen von Inflationsraten. und Arbeitslosenquoten in der Bundesrepublik Deutschland das Erscheinungsbild deutlich ausgeprägter Schleifen (Phillips-Loops), die sich im Uhrzeigersinn zunehmend nach rechts verschoben haben (vgl. Abb.). Sollte also jemals ein kurzfristiger trade-off zwischen Preisniveaustabilität und Vollbeschäftigung existiert haben, so hätte er sich im Lauf der Jahre erheblich verschlechtert. Literatur: Phillips, A. W., The Relationship between Unemployment and the Rate of Change of Money Wage Rates in the United Kingdom, 1861-1957, in: Economica, Vol. 25 (1958), S. 283 ff. Siebke, J., Der Zusammenhang zwischen Preisniveauentwicklung und Beschäftigungsgrad: Die Phillips-Kurve, in: Jahrbuch für Sozialwissenschaft, Bd. 23 (1972), S. 289ff Woll, A., Das Phillips-Theorem, in: Pütz, Th. (Hrsg.), Studien zum Inflationsproblem, Berlin 1975, S. 101 ff.
gibt in der originären Form den Zusammenhang zwischen Nominallohnsteigerungsrate w und Arbeitslosenquote u wieder. Sie wurde nach Alban W. PHILLIPS benannt, der 1958 empirisch eine inverse Beziehung zwischen beiden Grüßen für die englische Volkswirtschaft (1861-1957) nachwies. Zu demselben Ergebnis für den Zeitraum 1946-1958 kamen Paul A. SAMUELSON und Robert M. SOLOW 1960 bei einer Untersuchung für die USA. Wenig plausibel erschien aber zunächst, dass eine Arbeitslosenquote von mehr als 8% hingenommen werden muß, um Nonimallohnsteigerungen zu verhindern (Abb.). Um dies zu erhellen, machten sich SAMUELSON und SO-LOW die Tatsache zunutze, dass Nominallohnsteigerungen nur in dem Maße zu einer Erhöhung der Produktionskosten und damit zu cost push inflation führen, mit dem sie die Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität q übersteigen. Für den Untersuchungszeitraum gingen SAMUELSON und SOLOW von einem Produktivitätswachstum in den USA von 2,5% aus und leiteten über den Zusammenhang = w -q die sog. modifizierte PHILLIPS-Kurve ab, die sich von der originären dadurch unterscheidet, dass statt der Nominallohnsteigerungsrate die Inflationsrate an der Ordinate abgetragen ist, und dass die Ordinatenskalierung um das Wachstum der Arbeitsproduktivität (hier 2,5%) nach oben verschoben wird (Abb.). Wenn heute von der PHILLIPS-Kurve gesprochen wird, ist zumeist die modifizierte PHILLIPS-Kurve gemeint. Sie gibt das menue of choice wieder, aus dem die wirtschaftspolitische Instanz eine Kombination von Inflation und Arbeitslosigkeit auswählen kann. Wird ein fallender Verlauf der PHILLIPS-Kurve unterstellt, so kann eine sinkende Arbeitslosenquote nur durch einen Anstieg der Inflationsrate erkauft werden. Gemäss der collectivebargaining-Hypothese (Lohntheorie) wird die Lohnsteigerungsrate zwischen Arbeitgeberverbänden auf der einen und Gewerkschaften auf der anderen Seite ausgehandelt, und ein Rückgang der Arbeitslosigkeit führt über eine gestärkte Machtposition der Gewerkschaften c.p. zu einer höheren Lohnsteigerungsrate. Dies hat Kostensteigerungen zur Folge, welche von den Unternehmen durch Preissteigerungen überwälzt werden. Umgekehrt kann die wirtschaftspolitische Instanz die Arbeitslosigkeit dann dauerhaft senken, wenn es ihr gelingt, die Inflationsrate zu erhöhen, ohne dass dies durch entsprechende Nominallohnsteigerungen antizipiert wird (z.B. bei statischen - Erwartungen), weil dies zu einem sinkenden Reallohn führt, und die Unternehmen so lange bereit sind, weitere Arbeitskräfte einzustellen, bis die gesunkene Arbeitslosigkeit bzw. die dadurch gestiegene Gewerkschaftsmacht über eine gestiegene Nominallohnsteigerungsrate zu einem Ausgleich von Grenzproduktivität und Grenzkosten des Faktors Arbeit führt. Werden autoregressive Erwartungen unterstellt, so wird eine höhere Inflationsrate zwar zunächst nicht durch adäquate Nominallohnsteigerungen antizipiert, was kurzfristig zu sinkender Arbeitslosigkeit führt. Langfristig erfolgt aber eine vollständige Antizipation der Inflation durch entsprechende Nominallohnsteigerungen. Der Reallohn steigt aufgrund der gesunkenen Arbeitslosigkeit (Machtzuwachs der Gewerkschaften) so lange stärker als die Arbeitsproduktivität, bis bei Erreichen der sog. natürlichen Arbeitslosigkeit u* der Reallohn und die Arbeitsproduktivität mit derselben Rate wachsen und die Nominallohnsteigerungsrate der Summe aus der nunmehr gestiegenen Inflationsrate und der Rate des Arbeitsproduktivitätswachstums entspricht. Dabei spiegelt die natürliche Arbeitslosigkeit gerade ein Gleichgewicht am Arbeitsmarkt wider, bei dem sich die Zahl der Arbeitslosen mit der Zahl der offenen Stellen deckt (z.B. bei friktioneller Arbeitslosigkeit). Langfristig kann also ein einmaliger Anstieg der Inflationsrate die Arbeitslosigkeit nicht unter u* senken, die langfristige PHILLIPS-Kurve bei autoregressiven Inflationserwartungen ist folglich senkrecht (Abb.). Ein Unterschreiten der natürlichen Arbeitslosigkeit ist bei autoregressiven Inflationserwartungen langfristig nur dann möglich, wenn die Inflationsrate ständig ansteigt (akzelerierende Inflation), so dass eine vollständige Antizipation der Inflation durch entsprechende Nominallohnsteigerungen nicht möglich ist. Bei rationalen Erwartungen wird, sofern dem keine institutionellen Hemmnisse entgegenstehen, ein Anstieg der Inflationsrate umgehend durch entsprechende Nominallohnsteigerungen antizipiert. In diesem Fall kann die Arbeitslosenquote nicht einmal kurzfristig durch einen Anstieg der Inflationsrate gesenkt werden. Die PHILLIPS-Kurve ist auch kurzfristig senkrecht. Literatur: Patzig, W. (1990). Pohl, R. (1981). Maneval, H. (1973)
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