Leistungsvoraussetzungen, Berufsqualifikation
Unter Qualifikation eines Mitarbeiters ist nach Horst-Thilo Beyer seine Arbeitsfähigkeit (Wissen), seine Arbeitskondition (Können) und seine Arbeitsbereitschaft (Wollen) zu verstehen. Die Qualifiation des Mitarbeiters wird in der Unternehmung eingesetzt, um die durch die Arbeitsaufgabe bedingten Arbeitsanforderungen zu bewältigen.
Die Gesamtheit an individuellen - Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen im Berufsleben, die zur Erledigung arbeitsplatzspezifischer Tätigkeiten befähigt.
Vielfach unterscheidet man zwischen funktionalen und extrafunktionalen Qualifikationen. Als funktional werden die spezifisch technisch-fachlichen Qualifikationen bezeichnet. Extrafunktionale Qualifikationen beziehen sich auf normative Orientierungen wie etwa Verantwortungsbereitschaft, Arbeitsdisziplin, Anpassungsbereitschaft, Identifikation mit den jeweiligen Organisationszielen und der betrieblichen Herrschaftsordnung, die einen störungsfreien Arbeitsablauf gewährleisten. Sie können in aller Regel nicht in gleicher Weise wie funktionale Qualifikationen gelehrt und gelernt werden.
In der Qualifikationsforschung werden folgende Thesen zur längerfristigen Qualifikationsentwicklung diskutiert:
1. Höherqualifizierungs-These: Langfristige Analysen der Berufsstrukturen in westlichen Industrieländern haben einen kontinuierlichen Trend zur Höherqualifikation erkennen lassen. Diese Tendenz zur Höherqualifizierung läßt sich heute für die Gruppen der schon Hochqualifizierten belegen. Sie geht jedoch einher mit einer tendenziellen Dequalifizierung der nicht oder falsch Qualifizierten.
2. Dequalifizierungs-These: Nach dieser These steigen bei zunehmender Mechanisierung die Qualifikationsanforderungen zunächst an, sinken dann aber wieder, da die prozeßgebundenen Qualifikationen, wie handwerkliche Fertigkeiten, Materialgefühl, immer stärker entwertet werden.
3. Polarisierungs-These: Nach dieser These kommt es bei zunehmender Automatisierung sowohl zu Höherqualifizierungs- wie Dequalifizierungstendenzen (eben zu einer Polarisierung). Die Arbeit an (teil)automatisierten Aggregaten erfordert demnach sowohl einfache Allerweltstätigkeiten wie hochqualifizierte Anlerntätigkeiten. Die Analyse wird erleichtert durch eine Differenzierung von Qualifikationen in prozeßgebundene bzw. prozeßabhängige (auf die technischen Erfordernisse des konkreten Arbeitsplatzes ausgerichtet) und prozeßunabhängige (auf andere Arbeitsplätze transferierbare) Qualifikationen. Während erstere durch technologischen Wandel laufend entwertet werden, steigt die Bedeutung prozeßunabhängiger Qualifikationen (wie Flexibilität, technische Intelligenz und Sensibilität, Verantwortung).
Neben diesen drei Standard-Thesen wird auch die Meinung von der langfristigen Konstanz des Qualifikationsniveaus vertreten (Status-quo-These), die zwar auch von einem Trend zur Höherqualifikation ausgeht, der aber durch entsprechende arbeitsorganisatorische Veränderungen wieder rückgängig gemacht werde.
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